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Full text of "Die amtlichen ausgrabungen auf Sylt. 1873, 75, 77 und 1880."

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EXLIBRIS 9 




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Zweites Heft. 


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WNW Die eröfTnete Steinkiste des Hügels Nr. 19. 


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Durchschnitt eines Hügels mit Steinkern Nr. 78. 


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Die amtliehen 



1873, 75, 77 und 1880. 


Von 


HEINRICH Jrt ANDELMANN, 

König!. Conservator der vaterländischen Allerthümer in Schleswig-Holstein 
und Direktor des Schleswig-Holsteinischen Museums v. A. zu Kiel. 



uorara. 


Gewandnadel aus Hügel No. 1 5. 


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Gewandnadel aus Hügel No. 18. 


KIEL 

Druck'von C. F. Moh r. 

1882 . 


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Die Norderhaide. 


Ich umfasse unter diesem Namen den ganzen Haidestrich, der sich 
nördlich von den Keitumer, Tinnumer und Westerlander Ackerfluren an 
Braderup und Wenningstedt vorbei bis jenseits Kämpen erstreckt, wo 
die alte Geest aufhört und die neuere Sandbildung (Listland) beginnt. 
Hierher sind auch sämmtliche im ersten Heft besprochenen Hügel zu 
rechnen mit Ausnahme der Nr. i, 2, 3, 6—9, (31 — 34). 

35. Ein zweiter Tiideringhoog ') 

25 — 3 ° J“l> • 873. 

Zunächst östlich von dem grössten Tiideringhoog (Nr. 11) liegt ein 
kaum 4 m. hoher Hügel von circa 65 m. Umfang. Derselbe verbarg 
nur einen runden, ohne irgend welchen Hohlraum aufgeschichteten Stein- 
haufen von circa 1 '/ä m, Höhe und 4V2 m. Durchmesser, der dem 
Augenschein nach zuerst mit abgestochenen Haidesoden belegt worden ist, 
ehe der Sand aufgeschüttet wurde. Mitten unter diesem Steinkern war 
auf dem Urboden eine aus flachen Steinen gelegte, fast kreisförmige 
Brandstelle von circa 1 m. Durchmesser, worauf eine circa t cm. dicke 
Schicht von Holzkohlenresten, mit einer dünnen Sandschicht bedeckt. 
Schon diese kleinen Verhältnisse beweisen, dass das Feuer nicht zum 
Leichenbrande dienen sollte (es sind überhaupt im Hügel keine ver- 
brannten Gebeine vorgekommen), sondern es war m. E. nur angezündet, 


') Der Bericht ist zuerst veröffentlicht im Correspondenzblatt des Gesammtvereins der 
Deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine 1874 S. 4. Wenn ich daselbst die Hügel Nr. 
35 und 36 ebenso wie früher Nr. 2, 22, 23, 26, 29 ah Malhügel (Kenotaphien) ange- 
sprochen habe, so bin ich doch nach neueren Beobachtungen eher geneigt anzunehmen, dass 
zwischen den aufgehäuften Handsteinen ein Leichnam verpackt gewesen, aber vollständig 
vergangen ist. Wie man sich ein solches Begräbniss zu denken hat, zeigt das Bild von dem 
Durchschnitt des Hügels Nr. 78 auf dem Titelkupfer. Ich ziehe es deshalb vor, diese Art 
Hügel als „Grabhügel mit Stein kern“ zu bezeichnen, wie es auch bereits in meinem 
Führer durch die Abtheilung „Stein- und Bronze- Alter“ des Schlesw.- Holst. Museums (Kiel 
1 879) geschehen ist. 


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7 



um den Platz des Begräbnisses zu weihen. Hier auf der Brandstelle 
lagen verschiedene Grabgeschenke, nämlich : 

1) Ein sehr abgenutztes, etwas gekrümmtes steinernes Messer (Flint- 
spahn), lang, io cm. 

2) Ein bronzener Meissei von der gewöhnlichen Form, lang 14 cm, 
sehr stark vom Rost angegriffen. 

3) Ein aus weissem Kitt 3 ) geformter Tu- 
tulus, der wohl mit Goldblech überzogen werden 
sollte ; nach aussen kuppelförmig, und mit einem 
freigearbeiteten Querriegel an der inneren Seite, 
so dass er auf einen Riemen aufgezogen werden 
konnte, hoch 7 mm, im Durchmesser 17 mm. 

4) Die stark verrosteten Ueberreste einer bronzenen Dolchklinge, 
woran noch Stücke von der hölzernen Scheide klebten. Auch von dem 
darum gewickelten gewebten Zeuge haben sich äusserst geringe Spuren 
erhalten. Die vorhandenen vier Bronzefragmentc messen zusammen 
28 cm; die Nietlöcher am oberen abgerundeten Ende sind ausgebrochen. 

5) Ein aus dünnem Goldblech zusammengebogener Schmuckgegen- 
stand, welcher 75 mm lang, in der Mitte 21 mm breit ist und an beiden 
Enden spitz zuläuft 3 ). Derselbe ist verziert mit drei erhabenen und mit 
erhabenen Punkten besetzten Streifen, der mittlere breiter, die an den 
Seiten schmäler, welche in der Mitte der Länge nach neben einander 
herlaufcn; zwei ähnliche Streifen begleiten den oberen und den unteren 
Aussenrand. Diese Verzierung ist mit einer einfachen Punze von hinten 
durchgeschlagen. Ehe die Punze zur Anwendung kam und die Ränder 
des Goldblechs völlig umgebogen wurden, war die Rückseite mit der 
obgedachten weissen Kittmasse bestrichen. — Die ganze Arbeit ist roh 
und ungeschickt ; es steht aber ausser Zweifel, dass eine Nachbildung 
von der verzierten Platte solcher bronzenen Gewandnadeln, wie sie im 
mittleren Krockhoog (Nr. 1 5), im Nessenhoog (Nr. 29) Vorkommen, be- 
absichtigt war. 

Ausserdem lag auf der Brandstelle ein stark verrostetes schüssel- 
förmiges Gebilde von Eisenstein, wie man solche insbesondere beim 


*) In Betreff der weissen Kittmasse verweise ich auf die Discussion im Correspond enz- 
blatt des Gesammtvereins 1.88 1 S. 4 — 5 (Frage 7). Vgl. auch die Sitzungsberichte der 
Alterthumsgesellschaft Prussia zu Königsberg 1878 — 79 S. 49 — 50. 

3 ) Die Vorderseite des Goldschmucks ist oben in 
natürlicher Grösse abgebildet. Die nebenstehende Ab- 
bildung der Rückseite ist in verkleinertem Maassstabe. 
Der Metallwerth wurde dem Eigenthümer des Hügels 
mit 9 M. vergütet. 



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Morsum Kliff, aber auch auf der Norderhaide Sylts findet. Diese Na- 
turproducte heissen im Volksmunde Hexenschüsseln, und der Aber- 
glauben hält sie für Arbeiten der kunstfertigen Unterirdischen oder 
Zwerge 4 ). Wahrscheinlich legte man schon in der Urzeit den sogen. 
Hexenschüsseln eine ähnliche abergläubische oder religiöse Bedeutung 
bei und gab sie deshalb als Todtengeschenke mit. Ich selbst habe 
eine solche bereits in der Steinkiste des Hündshoogs (Nr. 28) gefunden, 
und schon früher ist eine dsgl. in dem vom Hofrath Dr. Freytag ge- 
öffneten Grabhügel 5 ) beobachtet worden. Nach dieser dreifachen Er- 
fahrung kann man unmöglich noch an ein bloss zufälliges Vorkommen 
derartiger Stücke denken °). 

Es ist noch zu bemerken, dass besonders unterhalb des Bronze- 
meisseis behaarte Lederüberreste gefunden wurden. Danach möchte 
ich vermuthen, dass, nachdem die Kohlengluth mit Sand überschüttet 
war, man darüber noch ein Thierfell ausbreitete, worauf alle oder ein- 
zelne Todtengeschenke niedergelegt wurden. An einigen Stellen erschien 
das Leder halbverkohlt und durch die herabgerieselte Feuchtigkeit mit 
dem Sande und den Kohlen zu einer förmlichen Kruste verbunden. 


36. Ein dritter Tiideringhoog 7 ). 

31. Juli und 1. August 1873. 

Dieser etwas weiter südöstlich belegene Hügel maass nicht ganz 
4 m in der Höhe und 62 m im Umfang. Da offenbar schon vor sehr 
langer Zeit an der südlichen Seite eine beträchtliche Masse Erde abge- 
stochen und weggefahren war, so konnten wir sehr schnell in die Mitte 
des Hügels eindringen. Der Erdmantel verbarg einen Steinhaufen 
von länglicher Form, ca. 5 m lang, etwa halb so breit und nur reich- 
lich 1 m hoch. Ziemlich nach dem westlichen Ende hin wurde darunter 
eine kleinere Brandstelle von wenigen flachen Steinen blossgelegt, und 
noch etwas weiter westlich steckten zwischen den Steinen: 

1) ein vortrefflich erhaltener schön gearbeiteter Flintsteindolch von 
dunkelgrauer Farbe, lang 18 cm. Am unteren Ende des Handgriffs 
sieht man noch die ursprüngliche Gestalt des Flintsteinknollens. 


4 ) Chr. Johansen: »Die nordfriesische Sprache« S. 223 — 24 und 140; MtillenhofFs 
Sagen Nr. 385, S. 283. Vgl. L. Meyn: »Geognostische Beschreibung der Insel Sylt und 
ihrer Umgebung» (Berlin 1876) S. 625 — 31. 

4 ) Vgl, den 29. Bericht der Schlesw. -Holst. -Lauenb. Alterthums-Gesellschaft S. 90. 

6 ) Ich verweise auf die Discussion im Correspondenzblatt des Gesammtvereins 1881 
S. 5 (Frage 8). 

7 ) Zuerst veröffentlicht im Correspondenzblatt des Gesammtvereins 1874 S. 5. 


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2) Dagegen von einem bronzenen Schwert oder Dolch konnten nur 
geringfügige Ueberreste geborgen werden; das Metall war fast ganz 
verkalkt. Auch waren die Verhältnisse nicht mit voller Sicherheit zu er- 
kennen. Es scheint, dass das Schwert in hölzerner Scheide und mit 
einem Stück Wollenzeug von einfachstem Gewebe umwickelt war, und 
dass es überdies auf ein Stück Holz gelegt worden ist. Das abgerun- 
dete Ende der Klinge mit einzelnen Nieten und Nietlöchern war noch 
vorhanden, zerfiel aber gleich darauf. Der wahrscheinlich hölzerne Hand- 
griff war ganz und gar vergangen. 

Ausserdem wurden verschiedene Stücke einer anscheinend ver- 
kohlten schwarzen Masse gefunden, welche ich nicht genauer zu be- 
stimmen vermag. 


37. Ein vierter Tiideringhoog. 

2. — 5. August 1873. 

Noch weiter südöstlich unweit der südlichen Grenze der Kampcner 
Feldmark, wo die von Wenningstedt herführende Haidespur mit dem 
Kampen-Braderuper Hauptwege zusammenstösst, liegt der südlichste 
Hügel dieser Gruppe. Die Spitze desselben ist früher abgestochen, und 
die Höhe beträgt daher kaum 3 m, der Umfang 68 m. Leider stellte 
sich heraus, dass der Hügel schon in älterer Zeit ausgegraben ist; man 
konnte in dem gelben Sande die schwarzen Haidesoden und die losen 
Steine, welche beim Wiederzuschütten dazwischen gerathen waren, deut- 
lich unterscheiden. Das Grab war zerstört und beraubt; doch lag unter 
den Steinen noch das 8*/a cm lange Fragment eines bronzenen Meisseis 
mit alten Bruchflächen, das als werthlos zurückgelassen sein mag. Dem 
Anschein nach ist es eine kleinere viereckige Steinkiste gewesen, die 
mit einem niedrigen Steinhügel bedeckt war. 

38. Ein dritter Turndälhoog. 

6. — 7. August 1873. 

Dieser Hügel, welcher ca. 2, 3 m Höhe und 34 m Umfang misst, 
liegt unweit des Kliffrandes, etwas weiter südwärts als Nr. 10 und süd- 
östlich von Nr. 24. Nachdem der Steinhaufen, welcher das Grab be- 
deckte und umgab, weggeräumt war, ward eine in der Richtung von 
Ost nach West erbaute sargförmige Steinkiste blossgelegt Dieselbe ist 
ursprünglich mit vier Decksteinen verschlossen gewesen; aber der letzte 
östliche stand schräg aufrecht, und der zweite war nach der Südseite hin 
abgeglitten. Es ergab sich dann auch, dass der östliche Theil der Stein- 
kiste früher durchwühlt ist, indem der gelbe Sand mit schwarzer Haide 
untermischt war. Die Schatzgräber scheinen von oben herab senkrecht 


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eingedrungen zu sein ; sie wurden entweder gestört, oder es mangelte 
ihnen an Geduld, um die Ausgrabung zu vollenden. So war die 
grössere westliche Hälfte der Steinkiste unberührt geblieben, und die 
beiden westlichen Decksteine befanden sich in ihrer ursprünglichen Lage. 
Tragsteine waren acht; an den Langseiten je drei, an den Schmalseiten 
je einer. Inwendig maass die Steinkiste 180 cm Länge, 65 cm Tiefe, 
am westlichen Ende 59 und am östlichen Ende 43 cm Breite. Innerhalb 
der bis zum Rande reichenden Sandauffullung waren keine sicheren 
Spuren der Verwesung zu erkennen. Zwischen dem Sande fand ich 
zwei kleine Topfscherben aus sehr grober, mit Feldspäthen stark ver- 
mischter Masse; die eine auswendig roth, inwendig schwärzlich und I */* 
cm dick, die andere auswendig schwarzbraun, inwendig hellbraun und 
1 cm dick. Ausserdem mehre roh zugehauene Flintsteinbrocken und einen 
Flintsteinknollen, der wahrscheinlich erst bei der Bestattung in zwei noch 
genau zusammenpassende Hälften zerschlagen ist. 

Ob nicht vielleicht in der östlichen Hälfte der Steinkiste ander- 
weitige Grabgeschenke gewesen und bei der früheren Ausgrabung weg- 
genommen sind, muss ich allerdings dahin gestellt sein lassen. Im 
Uebrigen zeigt der Inhalt dieser Steinkiste grosse Uebereinstimmung mit 
Nr. 24, wo innerhalb der Steinkiste, ausser einigen Flintgeräthen, gleich- 
falls mehre Brocken eines zerschlagenen Flintsteinblocks gefunden wurden. 
Ich zweifle nicht, dass man dem Todten diese Stücke in wohlbedachter 
Absicht mitgab, obwohl sie zum Theil nur als Rohmaterial angesehen 
werden konnten. 


39 und 40 Zwei Turndälhooger. 

8. — 9. August 1873. 

Zu derselben Gruppe werden ausser zwei ganz verwüsteten Riesen- 
betten (Börder) noch zwei Hügel gerechnet, welche etwas weiter westlich 
dicht an der Umwallung des benachbarten Ackerfeldes liegen. Der süd- 
lichere, von ähnlichen Verhältnissen wie Nr. 38, erschien wohlabgerundet 
und unverletzt; doch muss er früher durchwühlt worden sein; denn die 
Steine waren ganz regellos aufgehäuft, nachdem man dieselben ohne 
Zweifel aus ihrer ursprünglichen Lage losgebrochen hatte. Dazwischen 
lag lose Erde, wie solche beim Wiederzuschütten dazwischen gefallen 
sein mag. 

Der nördlichere Hügel war grösstentheils abgetragen ; doch stand 
noch ein Ueberrest etwa ir. der Mitte des vormaligen Umkreises ; und 
da wir hier mit dem Erdbohrer Steine fühlten, so Hess ich eine Nach- 
grabung vornehmen. Aber es waren gleichfalls nur regellos zusammen- 
gehäufte Steine und dazwischen lose Erde. 


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I 


Alterthumsgegenstände wurden in den beiden Hügeln nicht ge- 
funden. 


41. Ein fünfter Tiideringhoog. 

ii. August 1873. 

Ausser den bisher untersuchten Hügeln werden noch drei andere 
zur Gruppe der Tiideringhooger gerechnet, welche in nordnordöstlicher 
Richtung von Nr. 1 1 belegen sind. Der eine auf der Feldscheidc zweier 
Grundeigenthümer ist schon früher zur grösseren Hälfte abgetragen. 
Der zweite grössere wurde im Jahr 1868 oder 1869 von Badegästen aus- 
gegraben ; doch ist über das Resultat nichts weiter mehr bekannt. Der 
dritte Hügel von etwa 1 */* m Höhe, von dem erst kürzlich die Haide- 
narbe abgestochen war, erschien wohl abgerundet und unverletzt. Aber 
nichtsdestoweniger stellte sich bei der Untersuchung heraus, dass hier 
bereits eine Ausgrabung stattgefunden hatte. Zwischen den regellos 
durcheinander liegenden Steinen und der losen Erde wurde ein 6 cm 
langes Bruchstück von einer bronzenen Schwert- oder Dolchklinge ge- 
funden. Schon vorher hatten die Arbeiter zwischen der ausgegrabenen 
Erde zwei Perlen aufgesammelt. Die eine, von blauem Glas und ganz 
regelmässig abgeschliffen, misst im Durchmesser 1 cm. und ist von der 
gewöhnlichen runden Form. Die andere, von länglicher Form, ist 10 
mm lang und 4 mm dick und besteht aus Glasmosaik. Auf der schwarzen 
Grundfarbe hebt sich ein schmaler weisser Streifen von unregelmässiger 
Breite ab, welcher sich spiralförmig fünfmal um die Perle windet. 


42. Eslinghoog 8 ) 

12, August 1873. 

Dieser Hügel, ca. 2'/i m hoch und 52 m im Umkreis, liegt nord- 
östlich vom Nessenhoog (Nr. 29), an der Westseite des vom Leuchtthurm 
nach Kämpen führenden Fahrweges. Derselbe scheint früher ringsum 
mit einem Steinkreise eingefasst gewesen zu sein. 

Schon 50 cm unter der Hügelspitze stiessen wir auf den Stein- 
haufen, welcher das Grab bedeckte und umgab; derselbe war über dem 
Deckstein nur 35 cm dick und maass circa 2 m im Durchmesser. Bei 
der weiteren Untersuchung stellte sich heraus, dass das Grab nicht un- 
mittelbar auf dem Urboden steht, sondern dass die Erbauer erst eine 
Aufschüttung von Lehm, wie man solchen am benachbarten Rothen Kliff 
findet, gemacht und dann auf dieser Grundlage die Steinkiste erbaut 

B ) Zuerst veröffentlicht im Correspondenzblatt des Gesammtvereins 1874 8 , 77 — 7S. 


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haben. Der Deckstein war viereckig, 85 cm lang, 7 3 cm breit und 
17 cm dick; eine stumpfwinkelige Spalte, welche denselben in zwei Stücke 
theilte, existirte schon bei der Auflegung, und um dieselbe völlig dicht 
zu machen, hatte man Haide dazwischen gesteckt. Auch sonst waren 
zwischen dem Steinhaufen überall Spuren von dazwischen geschobenen 
Haidesoden zu erkennen. Die Steinkiste selbst, von fast regelmässiger 
viereckiger Gestalt, bestand aus einem Grundstein und vier Trägern; in 
den Ecken waren kleinere Steine dazwischen geschoben, um die Träger 
zu stützen und die Lücken zu füllen. Die Fugen waren überdies ver- 
klebt mit Lehm, der stark mit Granitgrus vermischt war. Die Maasse 
betrugen in der Länge von Südost nach Nordwest 70 cm., in der Breite 
von Südwest nach Nordost 58 cm., von einem Winkel zum andern 
(Nord-Süd, Ost-West) 85 cm. Die Tiefe war gleichmässig 50 cm; doch 
neigte der Grundstein und in Folge dessen auch die ganze Kiste etwas 
nach Nordwest. Die Sandauffüllung, welche bis zum Rande reichte, war 
oben ganz trocken, wurde nach unten hin aber immer feuchter; da- 
zwischen wurden mehre Lehmklumpen und einige wenige Stückchen 
Holzkohle gefunden. Die verbrannten menschlichen Gebeine lagen 
meislentheils ganz unten und zwar nach Nordwest hin ; desgleichen die 
Grabgeschenke. Wahrscheinlich veranlasste die obgedachte schräge 
Lage des Grundsteins, dass alles nach dieser Seite hinabglitt. 

Es waren drei Grabgeschenke beigelegt, nämlich: 



1) Ein bronzener Dolch, lang 25 cm. Derselbe ist ähnlich wie 
Nr. 1 54 und 155 bei Worsaae: »Nordiske Oldsager», weicht aber darin 
ab, dass die Klinge nicht wie bei jenen in den Handgriff eingefasst er- 
scheint. Vielmehr bestehen Klinge und Griff ganz aus einem Stück und 
gehen unmittelbar in einander über. An die 16 cm lange, an der Spitze 
und einer Seite stark beschädigte, unten abgerundete Klinge schliesst 
sich mit einem stufenförmigen Absatz deV mit Ornamenten verzierte v 
Handgriff an, welcher abwärts allmählich schmäler (von 1 1 bis 9 mm), 
aber zugleich dicker (bis 4 mm) wird. Die Spiralen an dem 3V2 cm 
breiten Griffende sind nicht aufgerollt, sondern in der Form gegossen. 


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3 


2) Eine bronzene Waffe (vielleicht eine Pfeilspitze), lang 2t cm; 
das äusserste Ende ist abgerostet. Die blattförmige 12 cm lange Spitze 
verjüngt sich kurz unterhalb der grössten Breite (3 cm) zu einem flachen 
kaum 1 cm breiten Stiel, der ebenso wie die Klinge mit Ornamenten 
verziert ist 9 ). 

3) Ein bronzenes Messer, lang 
10 Vs cm, von ähnlicher Form wie 
Nr. 164, 170 u. ff. bei Worsaae. 

Die viereckige Klinge, welche 6 cm 
Länge und 3 cm Breite misst, ver- 
jüngt sich zu einem Handgriff, in dem ein krummer, 4 cm langer und 
2 mm breiter Ausschnitt. 

Alle drei Bronzesachen waren vom Rost unverhältnissmässig stark 
angegriffen und mit einer Kruste von Lehm und Sand grösstentheils 
überzogen. Nach vollständiger Reinigung derselben im Römisch-Ger- 
manischen Centralmuseum hat Herr Heinrich Lindenschmit gütigst 
die Zeichnungen angefertigt, welche den nebenstehenden Holzschnitten 
zu Grunde liegen. 

Insbesondere möchte ich noch hinweisen auf die meines Erachtens 
ganz unzweifelhafte Darstellung von drei Pferden 1U ), die sich auf dem 
Messerchen findet. 


10 ^ cm 



43. Gonnenhoog. 

13. — 16. August 1873. 

Dieser Hügel, ca. 3,3 m hoch und 62 m im Umkreis, liegt an der 
Ostseite des vom Leuchtthurm nach Kämpen führenden Fahrweges, eben 
südlich von den beiden grossen Riesenbetten (Börder). 

Nur einen guten Spatenstich unter der Hügelspitze und zwar mei- 
stens zwischen der jetzigen und einer älteren dickeren Haidenarbe wurde 
eine ziemliche Menge Feldsteine blossgelegt, welche flach nebeneinander 


y ) Eine derartige 22 cm (S l /s Zoll) lange Waffe aus einer bei Mehlbek, Kirchspiel 
Wacken in Holstein, gefundenen Urne ist abgebildet bei Madsen; »Afbildninger af Danske 
Oldsager og Mindesmterker. Bruncealderen ; Suiter« Tafel 14, Figur 2; vgl, Antiquariske 
Annaler Bd. IV S. 246. Die Kieler Sammlung besitzt ein ähnlich, aber noch reicher ver- 
ziertes Stück, von 19 cm Länge, deren Fundstelle leider unbekannt ist, 

,0 ) Vgl. die Pferde auf der Bronceflasche von Rodenbach, Rheinpfalz (Lindenschmit : 
»Alterthümer unserer heidnischen Vorzeit« Bd. III Heft V Tafel 2). Zweifelhafter sind die 
vierbeinigen Figuren auf dem Bronzemesser von Sennels bei Thisted, nordwestliches Jütland 
(Aarböger for Nordisk Oldkyndighed og Historie 1875 S. 444). Darstellungen von Pferden 
finden sich auch auf den skandinavischen Felsenbildern und Figurensteinen, auf den Urnen 
von Zaborowo und Elsenau (in Berlin) u s. w. 


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14 


lagen. Aller Wahrscheinlichkeit nach sind dieselben bei der Urbar- 
machung von den benachbarten Ackerflächen abgesammelt und, weil 
man keine unmittelbare Verwendung dafür hatte, hier niedergelegt resp. 
vergraben worden. 

Ueber den Bau des Hügels ist folgendes zu bemerken : Auf dem 

Urboden, der hin und wieder mit mittelgrossen und Handsteinen belegt 
war, hatte man zunächst eine ca. 50 cm dicke Schicht des gewöhnlichen 
gelben Sandes erbaut und dieselbe mit einer ganz dünnen Lage weissen 
Sandes bestreut. Darauf ruhte der ziemlich runde Steinhaufen von ca. 

1 m Höhe und 3 1 / 2 m Durchmesser; und darüber war dann der Hügel 
aufgeschüttet worden. Es ist zu bemerken, dass zwischen dem Sande 
vereinzelte kleine Stücke Holzkohlen vorkamen. Sonst ward in dem 
ganzen Hügel nicht das geringste Produkt menschlichen Kunstfleisses 
gefunden. 

65 Ein östlich von Kämpen und südlich von den Stapelhoogern 
belegener Hügel 11 ). 

27. — 29. August 1 877 - 

Dcr Einwohner Lorenz Paulsen in Kämpen stellte mir den ver- 
einzelten Hügel zur Verfügung, welcher auf seiner Haidekoppel südlich 
von den Stapelhoogern und östlich vom Dorfe Kämpen, unweit vom 
Rande des Kliffs liegt. Derselbe ist ca. 2,50 m hoch und 56 m im Um- 
kreis, und soll im nächsten Winter ganz abgetragen werden, um das 
daraus zu gewinnende Steinmaterial bei den Buhnenbauten zu verwenden. 

Es war ein nur mit einer dünnen Erdschicht bedeckter Steinhügel, 
welcher einen höchst eigenthümlichen Doppelbau umschloss. Nachdem 
die obenauf liegenden Handsteine weggeräumt waren, zeigte sich ein 
grosser Deckelstein von ungefähr dreieckiger Gestalt, lang 160 cm, breit 
90 cm und 14 cm dick. Derselbe bedeckte eine kleinere, in der Rich- 
tung von Südost nach Nordwest erbaute Steinkiste, welche in der Länge 
104 cm niaassund sich in der Breite von 61 cm nordwestwärts bis auf 
71 cm erweiterte, während die Tiefe 53 cm betrug. Zwischen dem 
feinen weissen Sande, womit die Steinkiste gefüllt war, wurden gefunden : 

1) Eine in zwei Stücke zerbrochene, 15 V* cm lange Bronzedolch- 
klinge mit einer wulstartigen Mittelrippe. Das obere abgerundete Ende 
ist ausgebröckelt, zeigt aber deutlich zwei Nietlöchcr, welche zur Be- 
festigung des Handgriffs dienten. Dazu gehört eine nach beiden Seiten 
anschwellende dicke Bronzeniete, lang 14 mm 1 *). 

") Zuerst veröffentlicht int Correspondenzblatt des Gesnmmtvercins 1879 S. 88. 

I3 ) Dieser Dolch ist von demselben Typus wie der Dolch (Taf. I. Fig. 7) und das 
eine Schwert (Taf. 1 Fig. I) aus den Krockhoogern. 




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»5 

2) Zwei grössere und ein kleineres Stück gelblicher Kittmasse, die 
wahrscheinlich von einer Bekleidung des Dolchgriffs herrühren 1S ). 

3) Ein 3 cm langes Bruchstück einer Bronzenadel. 

4) Bronzefragmente, vielleicht von einem Doppelknopf. 

. Nachdem diese Steinkiste ganz ausgeräumt war, liess ich, wie ge- 
wöhnlich, die Pflasterung aufbrechen, um bis in den Urboden einzudrin- 
gen. Es waren drei mittelgrosse Steine, der erste lang 52 cm, breit 27, 
dick 1 1 cm ; der zweite lang 44 cm, breit 40 cm, dick 7 cm ; von dem 
dritten, welcher in mehre Stücke zerbrach, konnte kein sicheres Maass 
genommen werden. 



, II U 11 i» Mem .lm. 

Als nun diese Steine aufgehoben wurden, zeigte sich zu meiner 
grossen Ueberraschung, dass dieselben zugleich als Decksteine für eine 
tiefer liegende zweite Steinkiste dienten 14 ). Dies 113 cm lange, 33 cm 
breite und 66 cm tiefe Begräbniss war von Ost nach West gerichtet, 
und ebenso wie das obere bis an den Rand mit feinem weissem Sand .. 
gefüllt. Zwischen dem Sande wurden nach dem westlichen Ende hin 
zwei kleine Zähne beobachtet, welche jedoch sogleich in Staub zerfielen ; 
ausserdem lagen darin verschiedene Bernsteinsachen, nämlich: 

1) Ein Bernsteinschmuck, ähnlich einem oben abgestumpften Drei- 
eck, dessen Grundlinie 4 '/a, die Seitenlinien 3V2 und 2 '/s cm lang sind; 


,s ) Ueber eine derartige Beobachtung (Bronzeschwerl von Emmerleff) s. Correspon- 
denzblatt des Gesammt Vereins 1877 S. 1. 

") Auch der östliche Schlussstein der oberen Kiste musste ausgebrochen werden, und 
ist desshalb auf dem Grundriss nur punktirt. 

Ein ähnliches Doppel begräbniss hat die um das Jahr 1755 vorgenommene Aus- 
grabung eines Riesenbetts bei Broacker ergeben ; s. Corres pondenzblatt des Gesamratvereins 
.881 S. 37 - 


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i6 

dick etwa i ’/s cm. Das beiderseits von oben und unten durchgebohrte 
Loch, an den Enden 6 mm im Durchmesser, verengert sich konisch nach 
der Mitte hin. 

2) Ein Bernsteinschmuck, ähnlich einem rechtwinkeligen Kreisaus- 
schnitt, dessen gerade Linien 4 und 3,2 cm lang sind; reichlich 1 cm 
dick. Das parallel mit der kurzen Seitenlinie laufende Loch ist nicht 
ganz gerade durchgebohrt ,5 ). 

3, 4) Zwei sehr defecte Bernsteinschmucksachcn von ähnlicher 
Form und Grösse. 

5) Eine ringförmige Bernsteinperle, Dicke 1 cm, Durchmesser des 
nicht gerade in der Mitte befindlichen Lochs 5 mm, Länge 5 mm. 

6) Drei Bruchstücke von röhrenförmigen Bernsteinperlen. 

7) Ueberreste von einem Bernsteingehänge, das anscheinend in der 
Mitte und der Länge nach durchbohrt gewesen ist. 

8) Verschiedene kleine Bernsteinfragmente. 

Zwischen der Sandfüllung kamen wie gewöhnlich einige kleine 
Stücke Holzkohle vor. Ausser den schon erwähnten kleinen Zähnen 
sind keine sicheren Spuren der Verwesung beobachtet; doch liegt es 
nahe, die beiden Steinkisten nach ihren Dimensionen als Kinderbegräb- 
nisse anzusehen, welche der Periode vor Einführung des Leichenbrandes 
angehören. 

81 Tewelkenhoog. 

1. und 2. September 1880. 

Der Tewelkenhoog, circa 3 m hoch und 66 m im Umfang, liegt 
dicht am Wege von Wenningstedt nach Kämpen, eine kleine Strecke 
westlich vom Hündshoog (Nr. 28) und in einer Reihe mit diesem und 
beiden Brönshoogern. • 

Nachdem der Erdmantel und ein ziemlich spitzzulaufender Stein- 
haufen von ca. 1 '/* in Höhe abgeräumt war, wurden die sechs grossen 
Decksteine aufgehoben. Dieselben maassen: der erste (westliche) 58 cm 
I-änge, 26 cm Breite und 97 cm Dicke, der zweite 94 cm Länge, 50 
cm Breite und 35 cm. Dicke, der dritte 89 cm Länge, 44 cm Breite und 
18 cm Dicke, der vierte 58 cm Länge, 31 cm Breite und 12 cm Dicke, 
der fünfte 7 1 cm Länge, 42 cm Breite und 1 4 cm Dicke, der sechste 
(östliche) 55 cm Länge, 36 cm Breite und 15 cm Dicke. Die Lücken 
und Fugen zwischen den Decksteinen waren mit kleineren Steinen aus- 
gefüllt. 


,s ) Vgl Madsen: Steenalderen Taf. 42, Fig. 10. 


X 


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»7 


Die in der Richtung von Westsüdwest nach Ostnordost erbaute 
sargförmige Steinkiste zeigte sowohl in Betreff der Bauart wie auch der 
Form bemerkenswerthe Eigenthümlichkeiten. Anstatt der grossen Stein- 
platten und Steinblöcke, deren man sich gewöhnlich zum Bau derartiger 
Gräber bediente, hatte man hier Handsteine genommen und in drei bis 
vier Reihen übereinander aufgemauert. Im Inneren maass die Steinkiste 
202 cm Lange und 80 cm Tiefe, während die Breite am westlichen 
Ende 40 , in der Mitte 60 und am östlichen Ende 20 cm betrug. An- 
statt der gewöhnlichen Form (s. Abbildung auf dem Titelkupfer) ergab 
sich also hier die ungefähre Gestalt eines Ovals, das am oberen und 
unteren Ende gerade abgeschnitten ist 16 ). 

Die Steinkiste, welche bis an den Rand mit losem und sehr feuch- 
tem Sande gefüllt war, wurde vom Ostende ab untersucht. Zunächst 
fanden sich Ueberreste von zwei Beinröhrenknochen; sonst war von dem 
hier bestatteten Leichnam alles der vollständigen Verwesung anheimge- 
fallen. Die einzigen Beigaben waren zwei Bernsteinperlen, die eine cylin- 
derförmig 1 1 mm lang und 10 mm im Durchmesser, die zweite rund 
und flach r I mm im Durchmesser und 7 mm hoch, welche nach dem 
(westlichen) Kopfende hin lagen. Auch hier kam in der Sandfüllung des 
Grabes eine sogen. Hexenschüssel vor. 


w ) Es ist mir nur ein einziges Bronzegrab bekannt, das sich nach Gestalt und Bau- 
art der Steinkiste des Tewelkenhoog an die Seite stellt. Dies Grab bei Särheim in Jaederen 
bei Stavanger, Norwegen, ist eröffnet und beschrieben von Dr. B. E. Bendixen in dem 
Jahresbericht für 1879 des Alterthumsvereins zu Christiania (Separatabdruck unter dem Titel: 
»Udgravningcr og Undersögelser i 1879» S. 16 u. ff.) Während die kurzen Seiten gegen 
Nordnordwest und Ostsüdost aus je einem grösseren Stein bestanden, waren die langen 
Seiten aus dünnen flachen Steinen sorgfältig aufgemauert. Das kommt in Norwegen öfter 
vor; aber Dr. B. weiss kein Zweites Beispiel, «lass die langen Seiten »nach der Form der 
Leiche gebogen« waren. Länge 190 cm, Breite am östlichen Ende 58, weiter abwärts 65 
und am westlichen Ende 50 cm. Die ganz verwesete Leiche, der verhältnissmässig sehr 
reiche Grabgeschenke: Fibula, Tutulus und zwei Armringe von Bronze beigegeben waren, 
hat mit dem Kopf nach Osten gelegen, so dass sie das Gesicht nach dem Meer hin 
wandte 



Messer aus dem Hündshoog. 


2 


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r 


* 


18 



Meissei aus Hügel Nr. 19. 


Anhang. 


1 


II. Tiideringhoog. 



Nebenstehende Abbildung zeigt, wie das 
Urnenbegräbniss im Erdmantel des Hügels 
geplant war. In Wirklichkeit hatte man 
jedoch die Tragsteine zu klein genommen, 
und die Folge war gewesen, dass der Deck- 
stein dem in die Todtenurne hincingestülpten 
Gefass den Boden eindrückte und die Urne 
selbst zerbrach. 

Das Hauptgrab enthielt die nebenstehend 
abgebildete 
bronzene 

Nähnadel, in hölzernem Futteral, und Frag- 
mente eines Arm- oder Handgelenkrings (wozu 
auch das irrtümlich als »krummgebogener 
Pfriem t angesprochene Bruchstück gehört). 



SS £am. 


12. Reisehoog. 


Die Untersuchung der verbrannten Knochenreste hat ergeben, dass 
dieselben sämmtlich von Einem jugendlichen Individuum herrühren. 


13 und 15. Oer nördliche und mittlere Krockhoog. 

Die auf Tafel I, Fig. i und 7. abgebildeten Schwert und Dolch, 1 
mit Holzgriflf und den eigentümlichen Doppelnietcn (ohne Kopf, jedoch '] 
nach beiden Enden dickanschwellend), auf der Klinge eine starke Rippe, I 
aber sonst weder Streifen noch Ornamente, haben ihres Gleichen nament- 
lich im westlichen Deutschland. Vgl. auch den Dolch aus Hügel Nr. 65. 

Ucbcr die geringfügigen Zeugreste (Bastgeflechte) s. auch Zeitschrift 
der Gesellschaft für Schl. -Holst. -Lbg. Geschichte Bd. V S. 198, unter 
Nr. 6 ab. Eine Gewandnadel ist auf dem Titelblatt abgebildet. 


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*9 


19 und 20. Der nordöstliche und südöstliche Krockhoog. 

Auf dem Titelkupfer ist der Durchschnitt des nord- 
östlichen Krockhoogs sowie die sargförmige Steinkiste 
desselben Hügels, nach der Eröffnung, dargestellt 17 ). 
Der Griff des betr. Schwertes ist als Fig 2 auf der 
Tafel: »Bronzeschwerter von der Norderhaide« abge- 
bildet ; s. auch die nebenstehende Abbildung des Knaufs. Der Bronze- 
meissei ist oben auf S. 18 abgebildet. 

Das vorzüglich schöne 78 cm lange Schwert, nebst Resten der 
Holzschcide und Ortband, aus dem südöstlichen Krockhoog ist als Fig. 1 
auf der gedachten Tafel abgebildet, der Griff in etwas grösserem Maass- 
stab als Fig. ia. 

24. Ein zweiter Turndälhoog. 

Es ist mir neuerdings der Gedanke aufgestiegen, ob nicht der 
Bronzefund I8 ) in dem Steinhaufen oberhalb der Steinkiste auf ein ana- 
loges Begräbniss schliessen lasse, wie ich es gegenwärtig bei den sog. 
Hügeln mit Steinkern, s. o. S 6‘), annehme. Dass man im Bronze- 
alter gelegentlich die Gräber der Steinzeit wieder benutzte, ist bekannt; 
vgl. auch Correspondenzblatt des Gesammtvereins 1 88 1 S. 3 (bei Dis- 
cussion der 6. Frage). Hier wo es unmöglich war, den riesigen Deck- 
stein zu heben, könnte man sich begnügt haben, oben auf demselben 
den Steinhaufen zu errichten, in welchem die neue Leiche verpackt 
wurde. 

S. 25, Z. 25 hinter »dick 1 cm*)« ist einzuschalten: »ein zweiter 
dsgl. (Flachmeissei), lang 13 cm, breit 2'jt bis 4 l /s cm, dick I cm, von 
grauem und ein Schmalmeissei, lang 23 cm, breit 2Vs bis 3 cm, dick 
bis 2 cm, von weisslichem Flint,« (nebst u. s. w.) . 

25. Söndjehoog. 

Dieser vereinzelte, nordöstlich von Kämpen belegene Hügel führt, 
wie nachträglich festgestellt wurde, den Namen Söndjehoog. Die Steine 
aus dem Hügel sind im Winter 1876—77 ausgebrochen und zu den 
Buhnenbauten verkauft. Bei dieser Gelegenheit wurden zwei kleine 
Bronzesachen gefunden, welche Herr L. Koch in Husum erworben und 
dem Schleswig-Holsteinischen Museum geschenkt hat; nämlich: 

r ) Diese Bilder sind zuerst veröffentlicht auf Tafel I zum dritten Heft meiner »Vor- 
geschichtlichen Steindenkmäler in Schleswig-Holstein* (Bericht 34, Kiel 1874). 

'") Der schöne Schwertgriff ist als Figur 3 auf der Tafel; »Bronzeschwerter von der 
Norderhaide« abgebildct. 

2 * 



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io 


1) Eine hohle runde Spitze von Bronze, oben und am unteren Ende 
stark von Rost angegriffen, lang 8 l /a cm, die Oeffnung unten ca. io bis 
1 1 mm im Durchmesser. Ist fast bis in die äusserste Spitze hohl und 
kann daher nicht wohl als Stichwaffe (veru, veruculum) gedient haben ; 
ebensowenig eignet sie sich zum unteren Beschlag des Lanzenschaftes, 
wie auch die Fig. 19 t bei Worsaae: »Nordiske Oldsager« schwerlich mit 
Recht als solcher bezeichnet ist. 

2) Ein etwas gekrümmtes Bronzemesserchen mit kleinem Stiel, an 
der Schneide stark weggebröckelt, lang 9 cm, wovon I cm auf den 
Stiel kommt; die Klinge über 1 cm breit. (Aehnlich wie Fig. 164 bei 
Worsaae, aber ohne, das Pferdeköpfchen.) 

Nach Aussage der Arbeitsleute des Herrn Koch wurden beide 
Stücke nebst verbrannten Gebeinen gefunden in einem kleinen Neben- 
begräbniss, circa 1 l /t Fuss (42 cm) im Quadrat, welches nördlich von 
dem früher geöffneten Hauptgrabe lag. Der Eigenthümer Hörlok, den 
ich August 1877 deshalb befragte, wusste nichts von einem solchen 
zweiten Begräbniss (»Keller«), sondern meinte, die Bronzen seien beim 
Ausbrechen zwischen den Steinen gefunden. 

26 Der grosse Brönshoog. 

Oben in dem einen Königshügel bei Jellinge war gleichfalls eine 
Cisterne ausgehöhlt; vgl. Zeitschrift der Gesellschaft für Schl.-Holst.- 
Lauenb. Geschichte Bd. IV S. 58 — 63 ls ). Weitere Beispiele von der- 
artigen Hügel-Cistemcn sind mir bisher nicht bekannt geworden. 

In Betreff des Schädelgrabes verweise ich auf die Discussion der 
10. Frage im Correspondenzblatt des Gesammtvereins 1881 S. 6. 

27. Der kleine Brönshoog. 

Herr Professor Dr. Kupffer (jetzt in München) hat die ver- 
brannten Knochenreste genauer untersucht und soweit möglich 
bestimmt. Danach sind zu unterscheiden: 

1. Menschlich e Gebeine. 

a) Bruchstücke von zwei Schädeln, namentlich zwei Hinterhaupt- 
schuppen, ein Oberkiefer von einem älteren und ein Stirnbein von einem 
jungen Individuum. 


I9 ) In demselben Sinne spricht Engelhardt (Aarböger for Nordisk Oldkyndighed og 
Historie 1876 S. Il6- — 17) von einem »künstlichen Irunncnartigen Wasserbehälter«. Da- 
gegen hat Kornerup (»Kongehöiene i Jellinge« S. 26 -27) an der älteren Ansicht festgehalten. 


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21 

b) Unter den Bruchstücken der oberen Extremitäten ist ein rechtes 
Schulterblatt am besten erhalten. 

c) Die Bruchstücke von Wirbeln und Kreuzbeinen rühren wenig- 
stens von zwei Individuen her. Ein Brustwirbel deutet auf ein Indivi- 
duum von circa 16 bis 17 Jahren. 

d) An Bruchstücken von Knochen der unteren Gliedmaassen sind 
hervorzuheben: fünf obere Enden des Schienbeins (drei junge und zwei 
alte) ; zwei untere Gelenkstücke ; drei Sprungbeine ; zwei Beckenknochen 
(ein junger und ein alter) ; zwei Zehenknochen ; ein Fer.senknochcn. 

2. Thierknochen. 

Es fanden sich insbesondere zwei Zapfen eines hirschartigen Thiers. 

Daraus geht hervor, dass auf dem Scheiterhaufen zugleich min- 
destens drei menschliche Leichen (eine ältere und zwei jüngere) und ein 
hirschartiges Thier niedergelegt sind. Sämmtliche Knochenreste hat die 
Flamme gleichmässig calcinirt. 

Nach einer genaueren Zusammenpassung der zwischen diesen Ge 
beinen im Kleinen Brönshoog gefundenen kleineren B-ronzereste 
steht anzunehmen, dass dieselben von einer Haarnadel mit Knopf, einer 
Gewandnadel ähnlich wie Nr. 3 und 4 auf Tafel I und zwei Gewand- 
nadeln ähnlich wie Nr. 2 auf Tafel II herrühren. 

Unter den geringfügigen Zeugresten von der Umwickelung bei- 
der Schwerter Su ) scheint neben dem Wollenzeug auch eine Probe von 
einem aus Pflanzenfasern gewebten Stoffe vorzuliegen. 


(82) Oie beiden Riesenbetten (Börder) neben dem Leuchtthurm 

Eine kleine Strecke nordöstlich vom Leuchtthurm, an der östlichen 
Seite des Weges der von da nach dem Dorfe Kämpen führt, lagen von 
Alters her zwei Riesenbetten (Börder* 1 ) nebst einem schon vor längerer 


•*•) Auf der Tafel* »Bronzeschwerter von der Norderhaide« stellt Figur 4 das grössere 
dieser beiden Schwerter dar, und zwar a) das blosse Schwert, b) das Schwert in der Scheide 
von der hinteren (nach dem Leibe zu getragenen) Seite, c) dasselbe von der vorderen Seite 
gesehen. 

J ‘) In einer älteren »Beschreibung und Nachrichten von der Insel Sylt» (abgedruckt 
in Johann Friedrich Camcrer’s »Vermischten historisch-politischen Nachrichten in Briefen von 
einigen merkwürdigen Gegenden der Herzogthümer Schleswig und Holstein, ihrer natürlichen 
Geschichte und anderen seltenen Altcrthiimern» Theil II, Flensburg und Leipzig 1762) 
handelt das elfte Kapitel, S. 676 — 77, von den Riesenbetten, wie folgt: »An einem Orte 

auf der hohen Haide zwischen Kämpen und Braderup befinden sich die sog. Riesenbetten, 
deren nur . . sind, und eins derselben ist ungefähr 30 Schritte lang, die Breite macht ohn- 
gefähr 3 bis 4 Ellen aus, und die Höhe ist nicht über 2 '/? Ellen, Sie bestehen aus lauter 


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Zeit zerstörten Grabhügel, Beisershoog. Das nördlichere Börd, circa 
38 '/s rn lang, 8 m breit und circa j,20 m hoch, war rings mit einer 
Reihe grosser Steine umgeben, von welchen am Ostende zwei besonders 
grosse aufrecht standen. Ungefähr in der Mitte lag ein grosser platter 
Stein, der im Volksglauben als ehemaliger Opferaltar galt. Alle diese 
Steine sind seit einigen Jahren verschwunden und wahrscheinlich zu den 
Buhnenbauten verwendet; das Riesenbett ist völlig geebnet und über- 
gepflügt worden. 

Auf meine Anfrage theilte der gegenwärtige Eigenthümer mir 
mit: das Börd sei schon vor seiner Zeit durchwühlt gewesen; er habe 

nur die Steine verkauft und wegfahren lassen, und dabei seien keinerlei 
Altcrthumsgegenstände gefunden. 

Das zweite südlichere Börd, lang ca. 26 m, breit ca. 10 m und 
ca 3 m hoch, wollte ich schon im Sommer 1873 untersuchen; aber der 
Eigenthümer verweigerte damals die Erlaubniss. Die im Sommer 1875 
wieder angeknüpfte Unterhandlung kam nicht zum Abschluss, da ich 
genöthigt war, die Insel früher als zuerst beabsichtigt zu verlassen. Zu 
Anfang December 1876 liess der Eigenthümer das Börd zerstören, um 
die Steine bei den Buhnenbauten zu verwerthen; doch sind die dabei 
gefundenen Alterthümer dem Schleswig-Holsteinischen Museum eingesandt 
und angekauft worden. Nämlich: 

1) ein 55 cm langes Bronzeschwert ohne Griff. Lange gerade 
spitze Klinge mit flacher gerundeter Mittelrippe und vier (?) Nieten an 
dem ausgebröckelten Griffende, von denen jedoch nur zwei erhalten sind. 

2) Bruchstücke einer bronzenen Fibula von dem Typus Nr. 228 
bei Worsaae : Nordiske Oldsager. 

3) Ein ringförmig zusammengebogener Golddrath, an Gewicht 5 /« 
Ducaten und 8 As. Der Ring hat einen ungefähren Durchmesser von 
6 cm. (Metallwerth M. 8,40.) 

4 — 6) Drei verwitterte Bernsteinperlen, nämlich: 

4) Die erste, cylinderformig, 28 mm lang und 20 mm im Durch- 
messer, ist der Länge nach durchbohrt. Das an den Enden 11 bis 12 
mm weite Loch verengert sich konisch nach der Mitte hin bis auf 3 mm. 

5) Die zweite, 30 mm lang und 20 mm im Durchmesser hat ein 
der Länge nach gerade durchgehendes Loch. 


grossen hart an einander liegenden Feldsteinen, in deren Mitte (wie eine eröffnete ausweiset) 
eine mit Quadratsteinen, etwa 2 Ellen auf allen Seiten befindliche Kammer. Was darinne 
gefunden worden, ob darinnen eine Urne gestanden oder nicht, solches ist mir unbewusst.« 

Man sieht, dass der Verfasser in der archäologischen Topographie Sylts nur unzu- 
reichend informirt war. 


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23 


6) Die dritte, 28 mm lange Perle ist von der Form einer Doppel- 
axt (fragmentarisch). 

7) Eine unvollständige, von Bronzerost grün gefärbte, stark abgc- 
schliflfene Zahnkrone. 

8 — 14) Thongefässe. 

8) Wohlerhaltenes Töpfchen mit einem Henkel, von dunklem schlecht 
geglätteten Thon, ohne Ornamente, hoch 9 cm, grösster Durchmesser 

12 cm auf der Höhe von 4V2 cm, Durchmesser oben 9 cm, unten 4 cm. 
Der Punkt der grössten Weite bildet einen scharfen Rand ; oberhalb 
desselben zieht das Gefäss sich sofort ein und steigt dann gerade auf. 

9) Becherförmiges Gefäss, dem Anschein nach im Feuer rothge- 
brannt; ohne Ornamente und ohne Glätte. Hoch 5 */* cm, Durchmesser 
unten 7 cm, oben 7,8 cm; am Rande ausgebrochen. 

10) Kleiner Hafen mit etwas auswärts gebogenem Rande, der 
gleichfalls Spuren von der Einwirkung eines starken Feuers zeigt. Hoch 

13 cm, Durchmesser oben 11 (?) cm, unten 6,8 cm. Circa x cm unter- 
halb des Randes fünf ungeschickt eingegrabene horizontale Linien. Die 
Hälfte des Randes fehlt. 

11) Defectc hohe Schale von dunklem groben Thon mit grauer 

matter Glätte, ohne Ornamente, hoch 1 1 ‘/a cm, Durchmesser oben fast 
16 cm, unten am Boden 8 cm. • 

12) Untere Hälfte eines kleinen Gefässes von feinem harten Thon, 
gegenwärtig 7V2 cm hoch. Von dem 5 ‘/a cm im Durchmesser haltenden 
Boden sich bis auf die Höhe von 4V2 cm rasch erweiternd, bildet das 
Gefäss dort einen Rand, der senkrecht gekerbt ist. Von dem Rande ab 
gerade aufsteigend und besser geglättet als unterhalb desselben. — Dazu 
gehört wahrscheinlich eine Scherbe mit eingestochenem Ornament (ab- 
wärts gekehrte Dreiecke, aus fünf Reihen kleiner nach unten spitz zu- 
laufender Tupfen hergestellt). 

13) Bruchstück einer hohen Schale, ohne Ornamente, mit Spuren 
von der Einwirkung eines starken Feuers. 

14) Kleines Bruchstück (vielleicht von einem Teller?), mit röthlich 
grauer Glätte. 

15) Ein Stückchen feiner Thon, an Farbe dem vorhergehenden 
Tcllerfragment gleichend, von dem etwas mit einem scharfen Instrument 
abgeschnitten ist. 

16) Ein Flintstein, der an beiden Enden durch Gebrauch abge- 
schliffen ist und vielleicht als Glättwerkzeug gedient hat. 

1 7) Schön gearbeitete scharfrandige und in der Mitte durchbohrte 


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■4 


Scheibe von Porphyr 22 ); Durchmesser lo'/a cm, Höhe im Centrum 2,2 
cm, Durchmesser des Lochs 2,2 cm. Schadhaft am Rande und an 
beiden Flachseiten. 

18) Axt von Diorit; an dem einen Ende geschärft, an dem andern 
gerundet. Lang 1 5 cm, hoch 3 cm, am Schaftloch 4 cm breit. 

19) Keil von grauem Flint mit hellen und dunklen Flecken, nicht 
sehr sorgfältig behauen und unvollkommen geschliffen. Lang 19 cm, 
Breite der ausgebrochenen Schneide 6,2 cm, dick 2 cm, nach der Bahn 
hin abgespitzt. 

20) Schmalmeissel von hellgrauem Flint, knapp 13 cm lang, unten 
abgeschlagen ; an allen vier Seiten geschliffen. 

21 — 38) Achtzehn Flintspähne. 

39) Ein gespitzter Flintspahn. 

40) Bruchstücke eines Dolches oder einer Speerspitze von grauem 

Flint. 

41) Verschiedene Gebeine von Menschen und Thieren, darunter 
einige verbrannte Stücke. 

Als das Werk der Zerstörung 
im vollen Gange war, kam der in- 
zwischen verstorbene Lehrer emer. 
C. P. Hansen darüber zu ; er 
konnte noch in die bloss gelegten 
Grabstätten hineinsteigen und ne- 
benstehende Skizze davon zeich- 
nen. Es waren drei schöne Stein- 
IJDh irkxhalt. kammern, von denen die eine un- 

gefähr in der Mitte, die beiden anderen nach dem östlichen und west- 
lichen Ende des Riesenbetts hin lagen ; alle hatten einen kurzen unver- 
schlossenen Ausgang nach Süden (Süd-Süd-Ost). Die östliche Kammer 
fand Herr Hansen, ohne den Ausgang, 9 Fuss (2,57 m) tief von Süd 
nach Nord, 5 Fuss (1,43 m) breit von Ost nach West und ungefähr 
ebenso hoch. Die fast eirunde Höhle ward von den Seitensteinen ge- 
bildet, deren Zwischenräume mit kleinen platten Steinchen ausgefüllt 
waren. Ein grosser platter, fast wie ein Leichenstein bearbeitet aus- 
sehender Stein von ca. 1 Fuss (28 cm) Dicke bedeckte genau die ganze 

”) Holzkeulcn mit ähnlichen Steinscheiben aus der Südsec sieht man im Godefroy- 
Museum zu Hamburg. Auch deutete bereits Jaspersen-Nordschau diese Stücke als »Scheiben- 
kolben« und Evans: »The ancient stoneimplements, weapons and Ornaments of Great- 

Britain« S. 44, 193 als »heads of war-maces.« Vgl. übrigens die Discussion im Correspon- 
denzblatt der Deutschen Anthropologischen Gesellschaft 1871 S. 55. 



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s 


Höhle, Die beiden anderen Kammern waren ähnlich gebaut und hatten 
ähnliche grosse platte Decksteine; sie maasscn von Süd nach Nord ca. 
io Fuss (2,86 m), waren aber etwas niedriger und mehr gangartig; die 
Wände zeigten Krümmungen und schienen mit weniger Sorgfalt aufge- 
richtet zu sein. Die bedeckten Ausgänge nach Süden waren nur i — 3 
Fuss (28 — 86 cm) lang; doch schienen dieselben bereits theilweise von 
den Arbeitern weggeräunit zu sein, so dass Herr Hansen eine etwas 
grössere Länge vermuthen möchte. 

In der mittleren Steinkammer hatte man nur einige ganz vermoderte 
Gebeine gefunden, welche bei der Berührung zerfielen. 

Die östliche Kammer enthielt fast sämmtliche Steinsachen und die 
beiden Thongefässe Nr. 8 und 10. 

In der westlichen Kammer lagen obenauf der Goldring, das Bronze- 
schwert, die übrigen Thongefässe und sonstige Kleinigkeiten (namentlich 
einige Flintspähne und die Fibulareste). Nachdem man darauf eine ca. 
1 Fuss (28 cm) dicke Erdschicht und ein Steinlager (Steinpflaster !3 ) weg- 
genommen hatte, wurden weiter nach unten noch die Bernsteinperlen, 
das Bruchstück eines Steindolches und »mehrere Kleinigkeiten« gefunden. 

* Die Thongefässe waren überall in den Ecken placirt 

(83) Strumphoog. 

Dieser nicht besonders hohe Hügel liegt südwestlich von den Jüdähl- 
hoogern (Nr. 30), an der Südseite des von Wenningstedt nach Braderup 
führenden Fahrwegs. Schon in früheren Jahren hatte man versucht, den 
Deckstein zu heben ; aber nachdem nian denselben ein wenig gerückt 
hatte, wurde die Arbeit aufgegeben. Seitdem sah der Hügel ziemlich 
zerstört aus. 

Bei der Abtragung im März 1877 ergab der Strumphoog an hun- 
dert Fuder Feldsteine, von denen die grösseren zu den Buhnenbauten 
verwendet wurden. Ausserdem eine ansehnliche Ausbeute von Alter- 
thumsgegenständen, welche für das Schleswig-Holsteinische Museum an- 
gekauft sind. Leider war über die Umstände des Fundes nichts Sicheres 
zu erfahren. Die Kammer soll angeblich ganz voll Erde gewesen sein, 
und die Töpfe u. a. m. standen in dem etwas gekrümmten Eingänge. 

Die Fundsachen sind, wie folgt, inventarisirt: 

l) Ein 45 mm langer und 7 mm dicker Bernsteinschmuck, in der 


’*) Dieser Fall und ähnliche aus Schweden, resp. Mecklenburg, wo man die älteren 
Leichenreste der Steinzeit mit Erde festgelegt und mit Steinen überpflastert hat, um das Be- 
gräbniss in der Bronzezeit abermals zu benutzen, kamen zur Sprache bei Discussion der 
6. Frage im Correspondenzblatt des Gesamm (Vereins 1881 S. 3. 


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26 


Mitte 8 mm breit und nach beiden Enden hin sich bis auf 3 mm ver- 
jüngend. Auf der Breitseite sind elf Löcher durchgebohrt, von denen 
das grösste in der Mitte 4 mm Dnrchmesser hat-, an dem einen Ende 
ist das letzte Loch ausgebrochen. (Vgl. Madsen: »Steenalderen c Taf. 42 
Figur 9.) 

2 — 5) Vier Bernsteinperlen von cylindrischer Form mit halbkugel- 
förmigen, ziemlich spitz zulaufenden Ansätzen und runder Durchbohrung 
in der Mitte. Lang 18 bis 30 mm und 8 bis 1 5 mm dick; die Löcher, 
welche an den Enden 3 bis 5 mm im Durchmesser haben, sind von 
beiden Seiten ausgebohrt, indem sie bei den beiden besterhaltenen Perlen 
ersichtlich nach der Mitte hin konisch verlauten. (Vgl. a. a. O. Fig. 26.) 

6 — 7) Bruchstücke von zwei ähnlichen Bernsteinperlen. 

8 — 13) Sechs Bernsteinperlen von der mehr oder minder ausge- 
prägten Form einer steinernen Doppel- (Amazonen-) Axt, lang 12 bis 
27 mm und 4 bis 8 mm dick. Die in der Mitte durchgebohrten Löcher 
haben an den Enden 2 bis 4 mm Durchmesser. (Vgl. a. a. O. Fig. 28, 29.) 

14) Eine dsgl. Bernsteinperle, welche an beiden Aussenseiten längs 
dem Loch eine wulstartige Anschwellung zeigt. Lang 20 mm und bis 
7 mm dick. 

15 — 18) Vier Bruchstücke von ähnlichen Bernsteinpcrlen. 

19, 20) Zwei zusainmengehörende Bruchstücke von einer ähnlichen 
Bernsteinperle, die ca. 35 mm lang und 7 mm dick gewesen ist. 

21, 22) Zwei zusammengehörende Bruchstücke eines sehr defecten 
Bernsteinschmucks, welcher einer auf der oberen Seite abgeflachten 
Doppelaxt ähnelt (vgl. den Axthammer bei Madsen Tafel 33 Fig 29) 
und ca. 55 mm lang, 24 mm breit und 10 mm dick gewesen ist. 

23) Bernsteinperle, von verwandter Form, jedoch mehr einer flach 
gedrückten Kugel ähnelnd, lang [6 mm, breit 12 mm, dick 6 mm, mit 
einem beiderseits nach der Mitte hin sich konisch verengernden Loch. 

24) Bernsteinperle von der Form einer Steinaxt mit Stielloch un- 
gefähr in der Mitte, lang 16 mm, über dem Loch 5 mm breit, hoch 
4 mm. 

25, 26) Zwei Bernsteinperlen von der Form der Steinäxte deren 
Stielloch unweit der Bahn durchgebohrt ist; beide defect, resp. 15 und 
9 mm lang. 

27 — 30) Vier flache und ziemlich ovale Bernsteingehänge, mit einem 
unweit des oberen Randes durchgebohrten Loch, welche vielleicht den 
bekannten Keilen mit kleinem Schaftloch aus weicheren Steinarten (vgl. 
Madsen Taf. 30 Fig. 9, 10) nachgebildet sind. Das besterhaltene Ge- 
hänge ist 22 mm lang, 12 111m breit und 5 mm dick; das Loch 3 mm 
im Durchmesser. Die anderen drei Stücke sind grösser gewesen, aber defect. 


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27 


3'i) Eine etwas defecte, gegenwärtig 48 mm lange röhrenförmige 
Bernsteinperle, nach der Mitte hin anschwellend bis zu einer Dicke von 
8 — 9 mm. Das Loch, an den Enden 4 mm im Durchmesser, verengert 
sich beiderseits konisch nach der Mitte hin. (Vgl. Madsen Taf. 42 I-'ig. 20.) 

32 — 42) Elf dsgl., zum Theil sehr defect, von denen die drei grössten 
37, 28 und 21 mm und dann abwärts bis 10 mm lang sind. 

43) Eine dsgl., aber ohne Anschwellung und mit gerade durchge- 
bohrtem Loch, lang 10 mm, dick 6 mm, Durchmesser des Lochs 4 mm. 
(Vgl. a. a. O. Fig. 2 1 .) 

44—51) Acht kleinere ringförmige Bernsteinperlen, nur 3 bis 5 mm 
lang und kaum 5 mm dick. 

52) Eine kleine halbkugelförmige Bernsteinperle, die als Abschluss einer 
Perlenreihe gedient haben dürfte, nur ca. 3 */* mm noch und 5 mm dick, 
mit konischem Loch, das oben kaum 2 mm Durchmesser hat. 

53 — 64) Zwölf, zum Theil sehr kleine, aber erkenntliche Bruchstücke 
von röhren- und ringlörmigen Bernsteinperlen. 

65, 66) Zwei grössere und verschiedene kleine Bernsteinsplitter. 

67) Fuss-Gefäss, welches den bei Madsen Taf. 43 abgebildeten 
Hänge-Gefässen, insbesondere Fig. 7 ähnelt, aber durch einen rings um 
den Boden herumlaufenden, ca. 8 mm hohen F'uss zum Stehen einge- 
richtet ist. Hoch 13V2 cm, Durchmesser am Fuss 4V2 cm, von wo es 
sich bis g'/t cm Höhe zu einem grössten Durchmesser von io'/j cm 
erweitert ; hier tritt ein scharfer Rand hervor, auf dem zw r ci kleine Oehre 
angebracht sind ; weiter aufwärts verengert sich das Gefäss und hat oben 
einen Durchmesser von ca. 8 cm. Vom Obertheil fehlt ein grosses Stück, 
und im Boden ist ein Loch. Das grösstentheils rothgebrannte Gefäss 
besteht aus grauem, stark mit weissen Feldspäthen gemischten Thon und 
zeigt nur tlieilweise schlechte Glätte. Ohne Ornamente. 

68) Becher- oder blumentopfförmiges Thongefäss mit besserer Glätte, 
das gleichfalls grösstentheils rothgebrannt erscheint. Hoch 9*/» cm, 
Durchmesser unten 8 cm, oben 1 1 cm Ohne Ornamente. 

69, 70) Zw'ei sehr kräftige Untertheile von Thongefässen. Durch- 
messer am Boden ca. 5 cm. Ohne Ornamente. 

71) Reichverzierte Scherbe vom Obertheil eines ziemlich weiten 
Thongefässes, das an der Aussenseite röthlichbraune, inwendig dunklere 
Glätte zeigt. Dicht unter dem Rande laufen eine Zickzacklinie und vier 
ziemlich unregelmässig eingegrabene Parallellinicn ; darunter abwärts 
gehende Streifen, welche abwechselnd der eine glatt, der andere mit 
querliegenden Wecken gezeichnet sind. 

72) Ein flacher, zum Ueberfassen oder Einpassen eingerichteter 
Deckel eines Hänge-Gefässes, mit vier von der Seite nach oben durch- 


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28 


gestochenen Löchern zum Durchziehen der Schnur. Ganze Höhe 2 cm, 
wovon ca. 13 mm auf den freistehenden Rand kommen; Durchmesser 
der Oberfläche 7 cm. Mit dunkelgrauer, zum Theil schillernder Glätte, 
auf welcher die eingestochenen Ornamente mit einer weisslichen Masse 
ausgelegt gewesen sind. Auf der Oberfläche eine Art mitten aus- 
gebrochenes Kreuz, indem von dem glatten Mittelpunkt aus nach 
zwei Seiten je zwei parallellaufende, nach den anderen beiden Seiten 
wo die Durchziehlöcher sind, je eins der bekannten Fischgräten- (Palmen)- 
Ornamente ausgehen. Der etwas überstehende Obertheil des äusseren 
Randes ist mit einer Reihe Punkte, welche beiderseits von Kerben be- 
gleitet sind, verziert. 

73) Hälfte einer im Stielloch durchgebrochenem Doppelaxt von 
stark verwittertem Diorit, Länge 12 cm, Höhe 9V2 cm, über dem Stiel- 
loch 5 cm breit. 

74) Keil von gelblichweissem gefleckten Flint, auf allen vier Seiten 
geschliffen, lang 22 ‘/s cm, breit vorn an der Schneide 5 7 » cm, hinten 
an der Bahn 3 cm; Dicke 2 7 a cm. 

75) Keil von bläulich hellgrauem Flint, nur zugehaucn, lang 19 cm, 
breit vorn 77s cm, hinten 3 cm, dick 3 cm. 

76) Flachmeissei von schwärzlichem Mint, nur an der Schneide 
geschliffen, lang 8 cm, breit vorn 4 cm, hinten 2 cm, dick H/s cm. 

77) Schmalmeissel von schwärzlichem Flint, auf allen vier Seiten, 
aber nicht fertig geschliffen, lang 22 cm, breit reichlich 2 cm, dick 
kaum 2 cm. 

78) Dsgl., lang iy'/ 3 cm, breit reichlich 2 cm, dick 2 cm. 

79) Dsgl., lang 12 7 s cm, breit vorn 1 7 i, cm, hinten reichlich 1 eni, 
dick 1 7s cm. 

80) Dsgl., grau gefleckt, lang 16 cm, breit vorn kaum D/s cm, 
hinten 2 cm, dick beinah 2 7s cm. 

81) Blattförmige Lanzenspitze von grauem Flint, lang 18 cm, 
grösste Breite 4'/% cm. 

82) Lanzenspitze oder Messer von grauem Flint, lang 16 cm, wovon 
ca. 6 cm auf den Stiel kommen, grösste Breite kaum 3 cm. 

83) Dsgl. mit ganz kurzem dicken Stiel, lang 12 cm, grösste Breite 
2 7s cm. 

84 — 86) Drei nur roh zugehauene Stücke Flint, lang 13 bis 14 etn, 
dick und breit ca 2 cm, eins dreieckig, die anderen beiden mehr vier- 
eckig. An einem der letzteren ist ein Stückchen eisenhaltiger Kies an- 
gerostet. 

87 — 103) Sechszehn Flintspähne und ein kleiner Flintsplitter. 

104) Einige Holzkohlen. 


v 


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29 


Ausserdem verschiedene Mineralsubstanzen, nach der gefälligen Be- 
stimmung des Herrn Professor Karsten: i) Leptarie von erdigem 

Sphärosiderit (kohlensaures Eisen); 2) dichter Sandstein, röthlich; 3) ver- 
witterter Schiefer; 4) sehr abgeriebene Versteinerung (Koralle) aus der 
Uebergangsform. 


(84) Grabhügel bei Wenningstedt. 

A. Am 5. September 1878 untersuchten die Herren Pastor Hof- 
mann aus Leisnig* 4 ) (jetzt in Sebnitz, Königreich Sachsen) und Rud. 
v. Stolzenberg aus Luttmersen bei Mandelsloh (Hannover) einige auf 
den Haideländereien des Einwohners Jens Hans Boysenin Wenning- 
stedt belegene Grabhügel. Die Gruppe, welche etwa 500 Schritt südöst- 
lich von Wenningstedt liegt* 5 ), besteht aus sieben grösseren und drei 
kleineren Hügeln. Von den grösseren schienen die meisten bereits an- 
gegraben zu sein. 

Die diesmalige Untersuchung beschränkte sich auf die drei kleineren 
Hügel. Jeder derselben war kreisrund und hatte einen ungefähren Durch- 
messer von 12 m und eine Höhe von 75 cm bis I m. Diese ausser- 
ordentliche Flachheit der Hügel Hess voraussetzen, dass ihre Existenz 
bei dem beträchtlichen Haidewuchs bisher von Alterthumsforschern und 
Schatzgräbern unbeachtet gelassen sei ; und der Erfolg rechtfertigte diese 
Annahme. 

1) Bei einer Tiefe von drei Spatenstichen zeigte sich schon eine 
1 bis 1 '/ 2 cm dicke Holzkohlenschicht, . in welcher sich einzelne Knochen- 
theilchen vorfanden. Bei vorsichtigem Weitergraben kam zunächst eine 
blau-weiss-roth-gelbe längliche Glasperle zu Tage, die vom Feuer nur 
wenig gelitten hatte. Drei andere ähnliche, die späterhin vorkamen, 
waren in der Form und Farbe durch das Feuer stark beschädigt. Zu- 
gleich mit der ersten Perle fand sich ein 3’/s cm langes, 3 /t cm starkes, 
aus Bronzeblech bestehendes Hohlgefäss (Röhre), das an einem Ende ver- 
schlossen, an dem anderen frisch abgebrochen war; leider blieb die Nach- 
suchung nach weiteren Fragmenten vergeblich. Am Schluss der Aus- 
grabung fand sich ein zweites 4 cm langes Bronzegeräth ; dasselbe ähnelt 
einer Nadel, deren Spitze abgerostet ist, verdickt sich aber nach oben 
zu einem länglich viereckigen Endstück, worin ein länglich rundes Loch. 


3< ) S Mittheilungen des Geschieht.-,- und Alterthums-Vereins zu Leisnig im König- 
reich Sachsen. Heft VI (1881) S. 96. 

**) Hier liegen die Gruppen der Stippelstiin- und Tröshooger unweit von einander. 
Ein Bronzemeissei aus dem Tröshoog ist in der Sammlung des verst. Kehrer emer, C. P. 
Hansen. 


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30 


Unterhalb der Kohlenschicht stand eine kleine Urne von schwarzer 
Farbe, von 13 cm Höhe und 47 cm weitestem Umfang, an der 
unteren Seite kugelförmig ausgebaucht. Leider war das Gefass 
an der einen Seite beschädigt. Ausser calcinirten Knochen lag darin ein 
eisernes Messer mit Griffzunge, das vom Rost ganz hohl aufgetrieben und 
durch grosse Beulen verunstaltet war. Als dasselbe beim Herausnehmen 
zerbrach, war in den Höhlungen der klebrig feuchte Oxyd zu sehen, 
welcher an der Luft allmählich eintrocknete. Nach den Bruchstücken ist 
das Messer circa 16 cm lang gewesen; die Griffzunge war krumm ge- 
bogen. Die Urne war offenbar zu klein, um die gesammten Knochen- 
reste aufzunehmen, da über und neben der Urne eine erhebliche Quantität 
Knochen und Kohlen lagerten. 

2) Bei Ausgrabung des zweiten Hügels, der 20 Schritte weiter nach 
Nordosten lag, fanden sich einige Kohlen und die Reste von zwei voll- 
ständig aufgelöseten Urnen, welche offenbar vor der Beisetzung unzu- 
reichend gebrannt gewesen sind. Die Gefässe mussten bedeutende Di- 
mensionen gehabt haben. Von Knochenresten war kaum eine Spur zu 
entdecken. 

3) Der dritte Hügel, etwa 50 Schritte westlich vom ersten, ergab 
in einer Tiefe von etwa V» m eine unten beinah kugelförmig ausge- 
bauchte schwarze Urne, welche ganz mit Knochen angefüllt war. Die- 
selbe maass 20,8 cm in der Höhe und 7 1 cm im Umfang an der weitesten 
Stelle, während der obere Durchmesser zwischen 19 und 20,2 cm 
schwankte. Unmittelbar neben der Urne fand sich eine eiserne Messer- 
klinge, lang 8 cm, grösste Breite 2 cm und am Rücken ‘/a cm dick; 
gänzlich mit Knochen zusammengerostet. Es - gelang die Urne aus dem 
mit Haidewurzeln durchzogenen Boden unverletzt auszugraben. 

B. 4) Ein nicht zu der eben besprochenen Gruppe gehörender sehr 
flacher Hügel, der etwa 300 Schritt in der Richtung nach Südost (Bra- 
derup) liegt, ergab nichts weiter als eine regellose Zusammenschichtung 
von Handsteinen, welche bis auf den Urboden ausgegraben wurden. Es 
fand sich in dem Hügel nicht das geringste vor, was auf ein Begräbniss 
schliessen liesse. 

C. Ferner wurde durch die freundliche Erlaubniss des Gemeinde- 
vorstehers Brodersen in Wenningstedt ermöglicht, auf der südlich vom 
Dorf belegenen und im Gemeindebesitz befindlichen Haide zwei einzel- 
stehende Hügel zu untersuchen. 

5) Der erste enthielt Handsteine, die in fast kreisrunder Form über- 
einander geschichtet waren. Es schien bei der Schichtung insofern eine 
Regelmässigkeit stattgefunden zu haben, als sich an der Peripherie 




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3i 


grössere Steine vorfanden. Es wurde eine vollständige Ausgrabung bis 
auf den Urboden vorgenommen ; doch ergaben sich keine weiteren Re- 
sultate. 

6) Die Untersuchung eines etwa 2 m hohen Hügels, dicht an der 
Westcrlander Gränze, constatirte nur, dass in demselben keine Steine 
oder Steinkisten vorhanden sein könnten. Ob unter demselben vielleicht 
eine Urne vergraben ist, muss einer weiteren Nachforschung Vorbehalten 
bleiben. 

(85) Die Camerer’schen Bronzen. 

Bei den zuerst von Ca m er er (Nordische Beiträge Bd. I, 2) veröffent- 
lichten und im ersten Heft unter Nr. 31 und 32 wieder abgedruckten 
Ausgrabungsberichten fehlt allerdings jeder lokale Nachweis ; doch ist es 
m. E. im hohen Grade wahrscheinlich, dass die beiden Hügel auf dem 
nördlichen Theil der Insel lagen. Ebenfalls möchte ich annehmen, dass 
die unter Fig. 10 auf der Kupfertafel (a. a. O. Bd. I, 3) ohne weitere 
Nachricht gegebene Abbildung das im Hügel Nr. 32 gefundene Bronze- 
schwert darstellt. Es ist ein Schwert mit hochgeränderter Griffplatte, 
auf welcher der hölzerne Griff mit vier Nieten der Länge nach und mit 
sechs Nieten am halbmondförmigen Ende befestigt war. 

In seinen »Sechs Schreiben von einigen Merkwürdigkeiten der hol- 
steinischen Gegenden» (Leipzig 1756)3. 186 hat C am er er einen 474 Pariser 
Zoll langen bronzenen Hohlcelt, gefunden 1752 in einem Grabhügel auf 
Sylt, beschrieben und als Fig. I abgebildet. Möglicherweise stammen 
von derselben Insel die a. a. O. als Fig. 3, 4, 6, 7, 9 und 10 abgebil- 
deten Bronzen: Dolchgriff, drei Messer, Schmucknadel und Fibula, welche 
Camerer von dem Licentiaten Fabricius in Tondern erhielt, und die 
noch gegenwärtig im Schleswig-Holsteinischen Museum bewahrt werden. 

Der Verfasser der älteren »Beschreibung und Nachrichten von der 
Insel Sylt» (abgedruckt in Camerer’s vermischten historisch-politischen 
Nachrichten Theil II) berichtet im neunten Kapitel, S. 674, dass er in 
den Urnen oben auf der Asche allerlei Bronzesachen: »Spangen, Schnal- 
len, Haarnadeln, Zänglein, Messer, Spornen (?), Dolche u. desgl.«, auch 
»einen bernsteinern Ring, in Grösse eines Reichsthalers sauber gegossen«, 
gefunden habe. Ausserdem ist ihm erzählt, dass »wirklich güldene ge- 
zogene Drathe in der Dicke als ein eisern Strickdrath« (Stricknadel) — 
also die gewöhnlichen Golddrathringe — »in solchen Hügeln vormals 
gefunden worden. « 


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Bei Westerland. 


80. Ringhooger. 

Am 30. und 31. August 1880 habe ich den westlichen Ringhoog 
untersucht, welcher der Gemeinde Westerland gehört und eben ausser- 
halb des Dorfes, am Wege nach Wenningstedt, belegen ist. Derselbe 
verbarg unter seinem Erdmantel nichts als einen kolossalen Hügel von 
Handsteinen, ohne jeden Hohlraum und ohne irgend welches Artefact. 

Ein zweiter Hügel derselben Gruppe, der östliche Ringhoog, auf 
der heldmark des Nachbardorfes Tinnum, ist bereits vor mehr als einem 
Jahrzehnt von dem inzwischen verstorbenen Schriftsteller Graf Adalbert 
Baudissin ausgegraben und soll, soweit sich erfragen liess, ein gleiches 
Resultat ergeben haben. Die beiden Hügel stellen sich also den Stapel- 
hoogern (Nr. 22 und 23) an die Seite. 

(86 26 ) Katshooger u a m. 

Auf Katshoog- Wungh, wo jetzt der Mittelpunkt des Badelebens (die 
Strasse welche vom Conversationshause zu dem Hauptübergange über 
die Dünen nach dem Strande führt, Hotel Royal und Christinenhöhe) 
standen vor Zeiten mehre Hügel, deren Ausbeute grösstentheils nach 
Kopenhagen gekommen ist. Nach gefälliger Mittheilung des Herrn Ju- 
stizrath Strunk werden im Katalog des dortigen Museums aufgefuhrt: 

I. Aus dem östlichsten Katshoog, benannt der Küsterhoog !7 ) weil er 
auf dem Dienstland des Küsters lag: 

9142. Eine thönerne Urne, 12 Zoll hoch, ohne Zierrathen, von 


”) C. P. Hansen in Fnlck's Archiv für Geschichte, Statistik u. s. w. von Schleswig- 
Holstein und Lauenburg IV. Jahrgang (1845) S. 64 

,7 ) Antiquarisk Tidsskrift 1843 — 45 S. 235 Der Einsender war P. Saxild, derzeit 
Landschaftsarzt auf Sylt, welcher nachmals die Zeichnung eines daselbst in einem Hügel 
gefundenen Bronzedolchs einschickte; s. a. a. O. 1846—48 S. 48. 


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33 


Gestalt wie Annaler for Nordisk Oldkyndighed 1844 — 45 Fig. 39; Durch- 
messer ungefähr 10 Zoll. 

9143. Ein Flintmesser mit Handgriff, die Spitze abgebrochen, 
lang s'/a Zoll. 

9144. Ein kleines Flintmesser oder Lanzenspitze, 4 Zoll lang. 
Dasselbe zeigt Spuren, dass es in einem Schaft befestigt gewesen ist; 
die Ränder sind mit feinen Zacken versehen. — Einige kleine Bronze- 
fragmente, welche nach der Erklärung des Einsenders zu einer Art Ein- 
fassung des Messers gehörten. Möglicherweise ein kleiner Bronzedolch, 
auf dem das Flintgeräth lag, oder das Messer steckte in derselben 
Scheide wie der Bronzedolch. 

Im Hügel fand sich ein Eingang mit zwei Steinreihen, welche zu 
einem Steinhaufen in der Mitte hinführten. Oben auf diesem Haufen 
lag die kleinere Lanzenspitze, deren nächste Umgebung aus einer grün- 
lichen Masse bestand, welche spröde war und auseinanderfiel. (S. o.) 
Die Urne stand ungefähr zwei Fuss unter der Hügelspitze, war mit einem 
flachen Stein bedeckt und zur . Hälfte voll verbrannter Knochen, zur 
andern Hälfte voll schwarzer lockerer Erde. Das zweite grössere Flint- 
messer fand sich südlich* vom Steinhaufen, umgeben von Holzkohlen und 
Asche. 

II. Aus einem Grabhügel mit Steinsetzung, dicht bei den Sand- 
dünen unweit Westerland (gefunden 1848, eingesandt 1852): 

12854. Ein 23’/« Zoll langes Bronzeschwert mit Griffzunge, welche 
beiderseits erhöhte Ränder hat und worauf mit Nägeln Schienen (Holz- 
platten) befestigt gewesen sind. Ein unbedeutendes Stück von der Spitze 
fehlt. Längs der Mitte der Klinge läuft ein erhöhter Streifen. 

• 12855. Din hübscher viereckiger bronzener Schwertknauf, i 1 /» Zoll 
im Quadrat und oben flach. Es geht ein vierkantiges Loch durch den- 
selben hindurch, und darin sitzt noch ein Stück Holz, durch dessen Mitte 
die Spitze des Schwertgriffs ging. 

12856. Ein 3 */2 Zoll langes Bronzemesser mit einem krummen 
Blatt und einem 1 ’/i Zoll langen vierseitigen Griff, welcher hinten in 
einen viereckigen Knopf ausläuft. 

12857. Din bronzener Doppelknopf, % Zoll im Durchmesser und 
auf der Oberfläche geschmückt mit einem vertieften Stern, welcher ge- 
wiss mit einer jetzt verlorenen Masse ausgefüllt war. 

12858. Zwei ähnliche, aber viel kleinere bronzene Doppelknöpfe. 
Der eine ist auf der Oberfläche ebenso verziert wie die vorige Nummer; 
dagegen scheint der zweite auf der Oberfläche glatt zu sein, und an dem- 
selben sitzen Uebcrreste von zwei ledernen Riemen. — Hiemit folgten 

3 


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Bruchstücke einer Fibula, eines Messers und einer Pinzette, alles von 
Bronze. 

12859. Ein in vier Stücke zerrissenes, zusammen sechs Zoll langes 
Bruchstück eines ledernen Riemens. Davon sind 2 s /4 Zoll einen halben 
Zoll breit und verziert mit eingeschnittenen länglichrunden Vertiefungen, 
welche quer über die Länge des Riemens laufen und worin eine jetzt 
verlorene Masse (nach dem grünen Rost zu urtheilcn: Bronze) eingelegt 
war. Das übrige 3V4 Zoll lange Stück hat eine ovale Form, ist einen 
Zoll breit und versehen mit einem Knopfloch, das an dem einen Ende 
mit einem gedrehten feinen Darmdrath zusammengenäht war, wahr- 
scheinlich um die Ausweitung des Knopflochs zu verhindern. Dies ovale 
Riemenstück ist längs beiden Kanten und längs der Mitte verziert ge- 
wesen mit Reihen von kleinen Bronzeringen, welche in schräger Richtung 
von der Fläche des Riemens nach der abgeschnittenen Kante hinaus 
gingen. Um die Reihe von Bronzeringen längs der Mitte des Riemens 
anzubringen, hat man daher den Riemen der Länge nach halb durch- 
schneiden müssen. (Hiermit folgten drei Bruchstücke von ledernen 
Riemen, wovon zwei zusammen ein Knopfloch bilden, welches unten mit 
einem Darmdrath zusammengenäht ist). 

III. Im Juni 1848 grub ein Einwohner Westerlands aus einem 
Katshoog einen sehr schönen bronzenen Dolch mit desgl. Handgriff von 
1 5 Zoll (36cm) Länge und 2 Zoll Breite, welchen später König Friedrich VII 
ankaufte. Der Dolch ist vermuthlich beim Brande des Schlosses Frede- 
riksborg mit der königlichen Privatsammlung zu Grunde gegangen 28 ). 

IV. Ein minder gut erhaltener Bronzedolch ohne Griff, lang n 1 /* 
Zoll (27 cm) und 1 Zoll breit, ein bronzener Armring von 2'/s und 2 Zoll 
Durchmesser, sowie auch eine Urne, gleichfalls aus einem Katshoog, ge- 
langten in die Sammlung des verst. Lehrer emer. Hansen in Keitum 29 ) 

V. In einem grossen Hügel bei Westerland wurde vor mehr als vierzig 
Jahren ein bronzenes Schwert über zwei Urnen liegend gefunden und au 
das Schleswig-Holsteinische Museum eingeliefert. Die innere Kammer 
bestand nur aus einigen grossen zusammengestellten Steinen mit dar- 
über liegendem Deckel 3 "). Diese in ihrem jetzigen zerbrochenen und 


M ) I iw Archiv des Held. -Holst. Museums Nr. 12 — F. S, ( 1 85 5), Nr. 78 — 1862 
und Nr. 190—1880. Herr Justizrath Strunk hat mir bestätigt, dass im Kopenhagcner 
Museum von diesem Dolche nichts bekannt ist. 

aö ) Vgl. das Verzeichniss in C. P. Hansen: »Sagen und Erzählungen der Sylter 
Friesen« (Garding 1875) S. 217 und 219. 

lfl ) Im Archiv des Schl. -Holst. Museums Nr. 33 — 1837. In dem gedruckten Acces- 

sionsverzeichniss, Bericht III der Schl.-Holst.-Lbg. Alterthumsgesellschaft S. 59, hat eim 
irrthiimliche Verwechselung stattgefunden. Dagegen möchte ich vermuthen, dass die Angabe 


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35 


defecten Zustande noch 32 cm lange Bronzewaffe 31 ) ist theilweise der 
Länge nach vom Rost förmlich aufgespalten ; ähnlich wie der Broncedolch 
von Mykenae, welcher Schliemann 33 ) zu der wunderlichen Hypothese 
veranlasste: »das Stück bestehe aus zwei Klingen, die in der Mitte 

zusammengeschmiedet seien.« 

(87) Barminghooger. 

Das Kopenhagener Museum bewahrt unter Nr. 7728 ein »gläsernes 
Grabgefäss, in Gestalt einer Kruke für Eingemachtes. Das Glas ist 
blau, und auf der Aussenseite desselben sind rautenförmige Zierrathen 
von Glasmasse aufgelegt, die grosse Aehnlichkeit haben mit denen auf 
dem bei Himlingöie a3 ) gefundenen Glasbecher, auf welchem die Zier- 
rathen in derselben Weise aufgelegt sind. Um die Mündung herum sind 
als Zierrath gelbe Parallelstreifen mit Glasemaille angebracht, und ebenso 
am Boden. Höhe 5 '/'a Zoll, Durchmesser 3 Zoll. Dies Gefäss war im 
Herbst 1766 aus einem der dreizehn sog. Barminghooger ausgegraben.« 

Etwas abweichend lautet die von Engelhardt 3 *) gegebene Be- 
schreibung: »Kleine Kruke von hellblauem Glase, 13 cm hoch und un- 

gefähr 8 cm im Durchmesser, um deren Mündung und Boden aufliegen- 
de feine gelbe Glasdräthe parallel laufen. Andere grobe und unregel- 
mässige Glasdräthe, von derselben Farbe wie die Kruke, aber mit gelben 
Flecken besäet, bilden ein Netz um den unteren Theil des Gefasses. « 

Dies Glas, von römischem Ursprung, ist auch in den Berichten der 
Schl.-Holst.-Lbg. Alterthumsgesellschaft (I S. 20; III S. 12 und 65; 
XXIII S. 44) wiederholt zur Sprache gekommen. Im Sommer 1843 
wurde dasselbe von König Christian VIII angekauft 33 ) und dem Kopen- 
hagener Museum übergeben. Ein zweites ähnliches Glas, das mit dem 
gegenwärtigem zusammen gefunden ward, ist sofort zerbrochen 33 ). 


des I. Berichts S. 35 sich auf ebendasselbe Schwert bezieht: »Zu Anfang des Jahres 1835 
wurde bei dem Aufwerfen eines Grabens an einer Stelle, wo früher ein Hügel abgegraben 
war, in einer Tiefe von vier Fuss das gewöhnliche Begrübnissgewölbe mit zwei Urnen und 
einem Schwerte gefunden.« 

31 ) Katalog der Ausstellung prähistorischer und anthropologischer Funde Deutschlands 
zu Berlin S. 580, unter Nr. 10. 

3> ) Mykenae Fig. 238, S. 191 ; vgl. Fig. 443, S. 320: »eine aus zwei oder drei 
langen schmalen zusammengelötheten Stücken Bronze hergestellte Waffe.« 

* 3 ) Mlmoires de la soci6t£ Royale des antiquaircs du Nord 1866 — 1871 S. 266 — 67. 
Taf I Fig. 3 und 5. Vgl. Memoires 1872 — 77 S. 65. 

34 ) Mlmoires 1872 — 77 S. 67. 

33 ) Falck’s Archiv IV. Jahrgang (1845) S. 66. 

3fl ) Engelhardt: »Nydam Mosefund« S. 62 gibt, an, dass in dem betr. Barming- 
hoog zwei Glas* und sechs Thongefasse gefunden seien. — Woher diese Notiz stammt, ist 
mir unbekannt. 

: . 3 * 


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• Zwischen Tinnum, Keitum 
und Archsum. 


Hieher gehören aus dem ersten Heft die Nr. i, 2, 3, 6 — 9. 

Nr. 1. Die Spukgestalt, welche der Sage nach die Schatzgräber 
auf Klöwenhoog störte, habe ich als ein Maskenbild des Wodan nach- 
gewiesen; s. Zeitschrift der Gesellschaft für Schl.-Holst.-Lbg. Geschichte 
Bd. XI S. 234. 

Nr. 9. Zu dem Aufsatz: >Die Bauernburgen auf den nordfriesi- 

schen Inseln € sind einige Nachträge veröffentlicht in derselben Zeitschrift 
Bd. III S. 431-32, Bd. IV S. 50-51, Bd. IX S. 186-91 und Bd. X 
S. 39—40. 

’ (88) Der östlichste Thinghoog. 

Der östlichste Hügel von der Gruppe der Thinghooger liegt (bis 
auf einen kleinen Abschnitt an der Südseite) auf einer Ackerlandsfläche, 
welche dem Eingesessenen Jep Jepsen in Keitum gehört. Am 17. 
Februar 1877 grub dieser von der Ostseite in den Hügel hinein, stiess 
bald auf grosse Steine und entdeckte einen in Ost und West gerichteten, 
ca. 7 Fuss langen, 3 Fuss breiten und 1 V* Fuss tiefen Grabkeller. 
Nachdem er einen kleineren Stein von dem südöstlichen Winkel des 
Grabes hinweggewälzt hatte, kroch er hinein. Das Grab war zur Hälfte 
mit Erde gefüllt, und an der Südseite fand Jepsen (1 und 2) zwei ziem- 
lich guterhaltene Urnen, beide aus schwärzlichem Thon roh gearbeitet, 
ohne weitere Verzierung als je zwei kleine Oehren. Die eine, hoch 
1 Va Fuss und 1 Fuss im grössten Durchmesser, war zur Hälfte mit halb- 
verbrannten Knochenstücken gefüllt. Die andere, von 3 /t Fuss Höhe 
und grösstem Durchmesser, enthielt einige fette Erde. 

Am 19. Februar 1877 ging Jepsen, in Begleitung des Lehrer 
emer. C. P. Hansen, wieder nach seinem Hügel. Er zündete in dem 
Keller ein Licht an und schaufelte mit den Händen die Erde heraus, 
wobei folgende Alterthümer gefunden wurden: 


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37 


3) ein ca. 8 Zoll langer Bronzemeissei. 

4) ein reich verzierter bronzener Armring. 

5) eine bronzene Haarnadel mit kleinem Knopf. 

6) ein geriffeltes Bronzestück (von einem Stangenknopf?) 

7) ein geriffeltes bronzenes Ortband von ovaler Form. 

8) eine ca. 4 Zoll hohe und weite Urne von grauem Thon mit 
zwei kleinen Oehren. 

Die Höhlungen des Ortbandes und des Meisseis waren mit Holz- 
resten gefüllt. (Die letztgenannten beiden Stücke gingen in Hansen’s 
Sammlung über.) 

Am 21. August 1877 habe ich das noch offen stehende Begräbn iss, 
welches nicht weit vom Ostrande des Hügels liegt, besichtigt. Es ist 
eine in der Richtung von Nordwest nach Südost erbaute sargförmige 
Steinkiste, ca. 2 m lang und bis I m breit, mit zwei Decksteinen, von 
denen der grössere ca. 1,40 m breit und ebenso lang ist. Die wegen 
Ankaufs der Fundsachen angeknüpften Unterhandlungen blieben ohne 
Erfolg 37 ). 

Als ich im August 1880 wieder nach Sylt kam, waren die Sachen 
anderweitig verkauft, man wollte mir nicht sagen, zu welchem Preise. 
Dagegen hatte Jepsen einen anderen Bronzefund, welchen es mir ge- 
lang preiswürdig für das Schleswig-Holsteinische Museum zu erwerben. 
Derselbe ist angeblich gleichfalls in dem östlichsten Thinghoog erhoben 
und besteht aus folgenden Nummern : 

1) Bronzeschwert in zwei Stücken, lang 43cm; war mit vier Nie- 
ten an den (hölzernen) Grift befestigt, wovon drei vorhanden sind. 

2) Bronzener Schwertknauf, defect, von spitzovaler Form, 5 cm 
lang und 3 7 s cm breit. Die Oberfläche zeigt in der Mitte einen ab- 
gestumpften Buckel, der zur Griffzunge gehört; ringsum zwei Furchen, 
in dem Zwischenraum ein durchbrochenes Ornament. (Am ähnlichsten 
ist das Ornament auf dem Knaufdeckel im Atlas de l’archeologic du 
Nord Tafel B, 4 Fig. 34.) 

3) Bronzener Schaftcelt (Meissei) von der gewöhnlichen Form, 
lang i8'/s cm, doch mit einer ausnahmsweise breiten Schneide von 
5,4 cm. Dazu gehört ein jetzt noch 20 cm langer hölzerner Stiel, der 
durch einen spiralförmig umgewickelten Bronzedrath von dreieckigem 
Durchschnitt mit dem Meissei zusammengehalten wurde. Das etwas de- 


37 ) Ein nach Amerika ausgewanderter Sylter, der im Winter 1876- -77 auf seiner 
Heimathsinsel zum Besuch war, hatte angeblich für die Sachen hundert spanische Thaler 
(M. 420) geboten, und obwohl sich derselbe noch rechtzeitig von dem Handel zurückzog, 
wollte der Eigenthümer den Fund nicht wesentlich billiger abgeben. 


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3 » 


fectc obere Ende, wo die Furche vom Einklemmen des Meisseischaftes 
sichtbar, hat 2,3 cm Durchmesser, das untere kolbenförmige Ende 3 cm. 
Die ursprüngliche Gesammtlänge des Werkzeuges mit Stiel hat ungefähr 
36 cm betragen 38 ). 

4) Bronzene Fibula in zwei Bruchstücken, 7 cm lang. Der band- 
förmige Bügel ist an den Enden 2, in der Mitte 7 mm breit; die Orna- 
mente sind durch den Rost unkenntlich gemacht. 

(Ein mitabgeliefertes 5,7 cm langes Bruchstück von einer bronzenen 
Fibula kann wenigstens nicht unmittelbar zusammen mit den anderen 
Stücken gefunden sein.) 

(89) Urnenfund bei Keitum. 

Im Sommer 1878 ist etwa fünf Minuten von Keitum, nach Tinnum 
zu, ein Urnenfund aus dem sogen, jüngeren Eisenalter erhoben. Als der 
Finder auf den Aeckern an der Nordseite der Chaussee entlang ging, be- 
merkte er am gegenüberliegenden Abhange des Chausseegrabens, etwa 
einen Fuss unter der Grabenkante, eine kleine Höhlung, welche ihm 
durch ihre oben gewölbte Form auffiel. Als er hineingrifif, holte er eine 
Menge Eisenstücke heraus, unter welchen Knochen und Asche lagen, 
und entdeckte so, dass die offenstehende Höhlung entstanden war, indem 
die Arbeiter beim Ausstechen des Grabens die eine Seitenwand einer 
Urne theilweise mitabgestochen hatten. Das fehlende Stück und wohl 
auch ein Theil des Inhalts wird dabei ohne Zweifel unbemerkt auf die 
Chaussee geschaufelt und zertreten sein. Leider gelang es auch nicht 
den übrigen Theil der Urne, die von Wurzeln zersprengt war, heil het- 
auszuheben. Die Urne war mit kleinen Steinen umgeben; sie maass etwa 
einen Fuss (28 cm) im Durchmesser und war von ungefähr kugel- 
förmiger Gestalt. Nach den vorgelegten Scherben, fast lauter kleine 
Stücke, und einer flüchtigen Zeichnung scheint diese Urne an Form und 
Technik mit den grossen Urnen von Morsumkliff (Nr. 53 u. ff.) überein- 
zustimmen, die ohne Zweifel als einheimisches Fabrikat anzusehen sind. 

An Todtengeschenken sind erkenntlich: 

1) Eisernes Schwert in neun Bruchstücken, circa 86 cm lang; die 


• ,s ) Meines Wissens existirt kein zweites Stück, welches in gleicher Vollständigkeit 
die Holzschaftung des nordischen Bronzemeisseis zeigt und die von Jaspersen im IV. Be- 
richt des Schl.-Holst.-Lbg. Alterthums-Gesellschaft S. 73 aufgestellte Vermuthung bestätigt. 
Vor mehr als vierzig Jahren wurde ein bei Fröslee (Kirchspiel Handewitt, Kreis Flensburg) 
gefundener Paalstab mit einem 6 '/* Zoll langen Ueberrest des Stiels nach Kopenhagen ab- 
geliefert. vgl. Nordisk Tidsskrift for Üldkyndighed Bd. III S. 335. . — Das vogelki eiförmige 
Stück Holz (lieft I S, 16; Tafel I Fig. 8) ist vielleicht das Endstück von dem Holzstiel des 
Bronzemrissels (Fig. 6). 


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39 


Spitze fehlt. Breite der Klinge 5,4 cm; Länge der Parirstangc IO cm; 
die 8,5 cm lange Griffzunge ist durchgebrochen; der Knauf wohlcrhalten. 
Keine Verzierung bemerkbar; die Klinge flach, ohne Blutrinne. Die 
Klinge ist theils zerbrochen, theils mit scharfen Hieben entzwei geschlagen, 
was bei einigen Bruchflächen deutlich zu sehen ist. 

1 a) Ein 4,5 cm langes und 5 cm. breites dünneres Stück Eisen, 
an den beiden Seitenrändern sich leise krümmend. Ob vielleicht ein 
Bruchstück von einer Seitenfläche der eisernen Schwertscheide?? 

2) Eiserne Lanzenspitze, beim Absatz der Schafttülle abgebrochen 
und ausserdem in vier Stücke von sehr verschiedener Grösse zerbrochen. 
Ein Bruchstück zeugt insbesondere von der gewaltsamen Biegung; auch 
passen die Bruchflächen nicht genau an einander. Lang 35 cm; grösste 
Breite unten 4,8 cm; von diesem Punkte nach der Schafttülle im stumpfen 
Winkel schmäler werdend, wie Montelius: »Svenska Fornsaker« Nr. 499. 

3 a — e) Messerfragmente. 

4) Fragment einer ovalen Schnalle. 

5) Zwei zusammen und an ein Knochenstück festgerostete Nadeln? 

6) Fragmente von drei Gegenständen, welche (nach der Erklärung 
des Herrn Dr. Undset aus Christiania) den eisernen P'üssen hölzerner 
Kasten gleichen, wie solche in Norwegen gefunden sind. 

7 ab) Fragmente von Beschlägen eines Holzkastens? 

8 a) Krampenförmiges Eisen. Der ovale Bügel, 6 cm lang und 2,5 
cm hoch, ist an dem offenen Ende breitgeschlagen und gerade gebogen ; 
das eine Endstück abgespitzt und in einen Dorn auslaufend, das andere 
mit Ansätzen eines schmalen Ringes oder einer Krampe, in die der Dorn 
gefasst zu haben scheint. Die Oeffnung zwischen den beiden breitge- 
schlagenen Bügelfortsätzen ist durch einen 2 cm langen Querriegel ge- 
schlossen. Vielleicht Griff eines Holzkastens, indem beide Endstücke bis 
an den Querriegel durch das Holz gesteckt und auf der inwendigen 
Seite zusammengefügt wurden? 

8 b) Fragment eines gleichartigen eisernen Objects. 

9) Eiserner Haken mit 3 cm breiter Nietplatte; der Haken 2 cm 
lang und aufwärts gebogen. 

10) Fragmente einer eisernen Trense; zwei kleine Eisenstangen, 
die an dem einen Ende zu einem Ringe umgebogen sind; in dem einen 
dieser Ringe haftet noch das Fragment eines eingreifenden zweiten dün- 
neren Ringes, von dem auch ein zweites Bruchstück vorliegt. 

11) Einige ähnliche Eisenstangen, ohne Ringe, welche möglicher- 
weise mit zum Stangenzaum gehört haben. Eine davon ist aufgerollt. 
Eine andere ist am Ende hakenförmig umgebogen und könnte allenfalls 
auch als Schlüssel gedeutet werden, 


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40 


12) Zwei eiserne Ringe von 3 cm und 4 cm äusserem Durchmesser 
mit einfassenden Beschlägen zu Riemen, die Platten mit je zwei Nieten J9 ). 
Die in den grösseren Ring fassende Krampe scheint übrigens von, der 
Dicke und Grösse jener Ringe, die unter Nr. 10 zur Trense gerechnet 
wurden. 

13) Zungenförmiger eiserner Riemen-Endbeschlag? 

14) Unkenntliche Eisenfragmente, von Messerstielen?, Haken?, Rin- 
gen? und dergleichen mehr. 

1 5) Ein ganz kleines Bruchstück, anscheinend von einem ringför- 
migen Beschläge?, aus Silber oder Weissmetall. 

Die wegen Ankaufs der Fundsachen angeknüpften Unterhandlungen 
blieben ohne Erfolg. 

/ 

74- TanzhUgel. 

20, und 21. August 1880. 

Zwischen Keitum und Archsum breitet sich eine grosse Wiesen- 
fläche aus, welche je nach der Himmelsrichtung die Archsumer Norder- 
Inge nennen, die Keitumer aber Ostcr-Inge. Hier liegen zwei Hügel. 
Der eine, sehr umfangreich, aber kaum i'/tm hoch, wird der »Tanzhügel« 
genannt und hat seinen Namen von dem altherkömmlichen Brauch, dass, 
sobald die hier von allen Besitzern gemeinsam vorzunehmende Heuernte 
beendigt war, die Schnitter und Schnitterinnen um diesen Hügel herum 
zu tanzerf pflegten 40 ). 

Bei der Ausgrabung des Tanzhügels ward ein 3,75 m langer, t,8o 
m breiter und ca. 70 cm hoher Steinkern blossgelegt, der von West- 
Süd-West nach Ost-Nord-Ost gerichtet war. Nach Abräumung desselben 
zeigte sich, dass man auf dem Urboden mit grösseren Steinblöcken eine 


3 *) Ein ähnliches Stück, wo an dem Ringe ausser zwei Riemenbeschlägen noch zwei 
kleinere Ringe und ein Haken hingen, zerstiess der Begleiter des Finders sofort mit seinem 
Spazierstock. 

,0 ) C. P. Hansen; »Der Sylter Friese« (Kiel 1860) S. 49: »Die Heuernte und na- 
mentlich das Grasmähen auf den Wiesen war von Alters her eine Festlichkeit auf Sylt. Wenn 
eine Wiesenabtheilung gemähet werden sollte, so fuhren und gingen schon am Nachmittage 
vor dem zum Mähen bestimmten Tage alle Besitzer, Mäher und Mäherinnen geschmückt 
nach der Wiese, mähten eine kurze Zeit, bis die Sonne unterging, oder der Bauervogt mit 
den Sechsmännern ihnen Befehl ertheilte, damit aufzuhören; dann lagerte man sich im Kreise, 
verzehrte ein Abendbrod, spielte und tanzte n^ch der Musik einer Geige, oder schlief während 
der Nacht unter den Wagen, bis um 2 Uhr der Morgen zu dämmern begann und die Tänzer 
und Schläfer wieder zur Arbeit sich rüsteten und vcrtheilten. Das Mähen wurde nun In der 
Regel fortgesetzt, bis die Arbeit fertig war oder die Mittagssonne die müden Arbeiter nach 
Hause trieb.« 




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4 


sargförmige Steinkiste angedeutet hatte* 1 ), wie solche bei den Begräb- 
nissen der älteren Bronzezeit vorzukommen pflegen. Dieselbe war 2,45 m 
lang, am westlichen (Kopf-) Ende 70 cm und am östlichen Ende 55 cm 
breit. Am Kopfende stand ein aufragender 67 cm breiter, 57 cm hoher 
und 26 cm dicker Stein ; ausserhalb davor lag ein zweiter von ähnlichen 
Dimensionen. Den natürlichen Boden der Steinkiste bedeckte eine mit 
Holzkohlenresten vermischte Schicht von dem Klei des Wattenmeeres, 
eiche namentlich nach dem westlichen Ende hin ziemlich dick war. 
Auf und in dieser Schicht fanden sich nach Westen hin die Todtenge- 
schenke, nämlich: 

1) Zwei zusammen 28 cm lange Bruchstücke von einem stark ver- 
gangenen Bronzeschwert, nebst Ueberresten der Holzscheide. 

2) Ein weissgrauer Elintspahn. 

3) Scherben eines Thongefässes. 

Der Lage nach zu schliessen, hatte man die Bronzewaffe schräge 
auf die Brust des Todten, den Flintspahn rechts und die Scherben links 
vom Kopf niedergelegt. Dann hatte man die Leiche, welche der voll- 
ständigen Verwesung verfallen war, mit Handsteinen verpackt und über 
dem Steinkern den Grabhügel aufgeschüttet. 

Diese Ausgrabung bestätigt das schon bei der Untersuchung des 
Middelmarshhoogs (Nr. 59) gewonnene Resultat, dass die grossen Gräber 
des Stein- und Bronze-Alters nicht ausschliesslich auf die hohe Geest 
beschränkt sind, sondern auch auf dem Alluvium Vorkommen. 


4 ’) Auch im grossen Brünshoog (Nr. 26) war durch eine Verlängerung des Schädel- 
grabes die sargformige Steinkiste angedeutet. 


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42 


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Hinter Archsum. 


58. Inhockhoog. 

16. August 1877. 

Dieser etwa 2’/s m hohe Hügel liegt südwestlich vom Dorfe Arch- 
sum, unweit vom Ufer des südlichen Haffs und ist auf Hansen’s Karte 
mit Nr. 46 bezeichnet. Am südöstlichen Abhange des Hügels fand sich 
eine vom Haidewuchs zersprengte Urne, welche nur verbranntes Gebein 
enthielt. Darauf wurde ein Einschnitt in der Mitte bis auf den Urboden 
gemacht und von hier aus nach allen Seiten hin weitere Bohrungen an- 
gestellt, ohne dass wir auf ein Begräbniss oder auch nur auf grössere 
Steine stiessen. 

59. Middelmarshhoog 42 ). 

16. —21. August 1877. 

Dieser sehr flache, aber ausgedehnte Hügel liegt in der Wiese 
Middelmarsh, von welcher er den Namen trägt, nur wenige Schritte 

* 7 ) Ich verweise auf die Discussion im Correspondenzhlalt des Gesammtvereins 1881 
S. 3 (Frage 5). 

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43 


nordxvestwärts von dem Inhockhoog, unweit vom Ufer des südlichen Haff 
und südwestlich vom Dorfe Archsum. Auf der Oberfläche ragte ein 
grosser Stein eben aus der Grasnarbe hervor ; ebenso sind auf der Wiese, 
in einer durchschnittlichen Entfernung von 8 m vom Mittelpunkt des 
Hügels, einzelne Steine sichtbar, welche vielleicht als Ueberreste eines 
Steinkreises anzusehen sind. Der Besitzer des Hügels, Herr Ortsvor- 
steher Claus Hein in Archsum, und ein anderer Grundbesitzerdaselbst, 
Herr Clement, jetzt in Altona wohnhaft, erzählten mir, dass sie in 
ihrer Jugend vor reichlich 40 Jahren angefangen hätten, unter dem bloss- 
liegenden Steine nachzugraben; als sie jedoch sahen, dass der »Keller« 
unter dem Stein mit Wasser gefüllt war, stellten sie die Arbeit ein. 

Bekanntlich besteht die ganze Südseite der Insel Sylt aus niedrigem 
Graslande, welches bei jeder etwas höheren Fluth den Ueberschwem- 
mungen des Süderhaffs unterworfen ist. Insbesondere ist erinnerlich, 
dass der grösste Theil der Archsumer Feldmark bei der grossen Fluth 
vom Februar 1825 überschwemmt ward; zwischen den Hügeln des Mittel- 
diluviums, auf denen Archsum liegt, lief das Meer weit ins Land hinein, 
und das Dorf erschien damals in zwölf kleine Inseln getrennt 4S ). Aehn- 
lich muss es bei den früheren Hochfluthen ergangen sein. Diese Fluthen 
Hessen selbstverständlich auch die Grabhügel nicht unberührt. Der etwas 
weiter südöstlich belegene Steinbau des Kolkingehoog (Nr. 47 auf Han- 
sen’s Karte 44 ) war schon in den dreissiger Jahren ganz freigespült und 
ausgewaschen. Jedoch bei Weitem mehr als solche einzelne Hochwasser 
hat ohne Zweifel das fortwährend von unten hcraufdrängende Grund- 
wasser mitgewirkt. 

Es mag den Beobachter Wunder nehmen, dass die Ureinwohner 
so grossartige Grabbauten wie Kolkingehoog und Middelmarshhoog — 
und es wurde mir noch von einem dritten erzählt, der vor Jahren zu 
wirthschaftlichen Zwecken abgetragen ist — auf einem so niedrigen, 
feuchten und der Ueberschwemmung ausgesetzten Terrain erbaut haben. 
Aber das Baumaterial war hier zur Hand. Wie noch heutigen Tags 
am Strande des Süderhaffs manche Granitblöcke frei daliegen, so werden 
solche auch in der Nähe überall aus dem Lehm des Mitteldiluviums ge- 
brochen. Und dieser Umstand wird hier in der Urmarsch ebenso wie auf 
der hohen Geest für die Wahl des Bauplatzes entscheidend gewesen sein. 

45 ) Booysen: »Beschreibung der Insel Sylt« S. |6 und 22. Meyn: »Gcognostische 
Beschreibung der Insel Sylt« S. 52, 

u ) Handelmann: »Vorgeschichtliche Steindenkmäler in Schleswig-Holstein« Heft I. 
(Bericht 32 der Schl.-Holst.-Lbg. Altcrthums-Gesellschaft) S. 6 mit Abbildung. Hansen 
hat tie-en Hügel, doch ohne den Namen zu nennen, schon erwähnt in Falck's Archiv 
IV. Jahrgang ! 843) S. 66. Danach ist nachzutragen, dass der Deckelstein an Dicke 3 und 

**n t ntfang behiah 20 Fuss maass. 


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44 


Nachdem die Grasnarbe und die darunter liegende dünne Erdschicht 
abgestochen worden, zeigte sich — mit Ausnahme des östlichen Endes, 
wo die Verhältnisse früher gestört waren — - eine in Lehm gelegte Schicht 
von Geröllsteinen, welche die Oberfläche des Begräbnisses bedeckte und 
auch an den Seitenflächen abwärts sich fortsetzte. Nach Abräumung 
dieses Mauergewölbes lagen die grossen Decksteine zu Tage; die Zwi- 
schenräume zwischen diesen waren mit kleineren, in Lehm vermauerten 
Steinen (Handsteinen) und Fliesen verschlossen. In derselben Weise 
waren auch die Lücken zwischen den Tragsteinen unter sich und zwi- 
schen diesen und den Decksteinen ausgefüllt. Der Lehm war zum Theil 
mit dem Klei des Wattenmeers und an einigen Stellen auch mit schwarzer 
Erde gemischt. Auch fanden sich zwischen dem Lehm verschiedene der 
bekannten Eisensteinbildungen. 

Hatten die Erbauer auf solche Weise den Zudrang des Wassers 
von oben her abzuhalten gedacht, so hatten sie das Grundwasser ausser 
Rechnung gelassen. Unter dem östlichsten Deckstein hatten die Herren 
Clement und Hein vor vierzig Jahren Wasser gesehen. In Folge der 
damaligen Grabungen wird viel lose Erde nachgefallen sein, so dass 
dieser Theil der Steinkammer gegenwärtig beinahe ganz voll schlammiger 
Erde war. Dagegen der übrige grössere (westliche) Theil und der Gang 
standen hoch voll schmutzigen Wassers und mussten förmlich ausgeschöpft; 
werden; es wurden im Ganzen 192 Eimer voll ausgetragen. Die ganze 
Bodenfläche und zum Theil auch die Wände waren bedeckt mit einer 
dicken Lage zähen Schlammes, welcher mit dem Spaten und der Maurer- 
kelle bis auf den unter dem Marschalluvium liegenden Sand abgestochen 
und untersucht worden ist. 

Das Begräbniss in Middelmarshhoog ist ein sogen. Gangbau, mit 
einer in der Richtung von Ost-Nord-Ost nach West-Süd-West erbauten 
ungefähr rechteckigen Steinkammer und einem nach Süd-Süd-Ost ge- 
richteten Eingänge 45 ). Die Kammer, lang 5,27 m, breit 1,88 m und 
ca. 1 m hoch, ist auf zwölf Tragsteinen erbaut und mit vier grossen 
Decksteinen zugedeckt. Der erste östlichste Deckstein hat folgende Maasse: 
Länge 1,98 m, Breite 1,50 m, Dicke 50 cm. Derselbe reicht nur unge- 
fähr in der Mitte bis an den zweiten Deckstein, während an beiden Enden, 
namentlich aber nach Süden hin, soviel Zwischenraum blieb, dass ein 
Mann bequem dazwischen durchkriechen konnte. Der zweite Deckstein 
misst; Länge 1,95 m, Breite 1,44 m, Dicke 86 bis 93 cm. Der Zwischen- 
raum an der Nordseite zwischen diesem und dem dritten Deckstein ist 
mit einem oben aufgelegten 1,27 m langen, 62 cm breiten und 30 cm 


<a ) S. die obere Ansicht auf S. 42 oben. 


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45 


dicken Stein verschlossen, während sonst überall nur Handsteine und 
Fliesen zum Verschluss der Lücken verwendet waren. Der dritte Deck- 
stein hat 2,12 in Länge, 90 cm. Breite und 65 cm Dicke. Der vierte 
Deckstein 1,50 m Länge, 1,55 m Breite und 94 cm Dicke. Die Kammer 
hatte keine durchgängige Pflasterung der Bodenfläche; nur am westlichen- 
Ende lagen drei mittelgrosse flache Steine nebeneinander, ausserdem 
einzelne Steine hie und da. 

Der ca. 3,40 m lange und 50 cm hohe Gang, welcher an beiden 
Seiten je fünf oder sechs Tragsteine hat, ist am äusseren Ende ca. 80 
cm, am inneren Ende aber, wo er in die Kammer mündet, ca. 1,40 m 
breit. Derselbe hat vier Decksteine, von denen der äusserste 1,12 m 
Länge, 78 cm Breite und 25 cm Dicke, der zweite 1,23 m Länge, 76 
cm Breite und 64 cm Dicke misst. Der vierte Deckstein des Ganges, 
welcher zusammen mit zwei Tragsteinen der Kammer das Portal bildet, 
dient zugleich als Unterlage für den zweiten und dritten Deckstein der 
Kammer. Am äusseren Ende war der Gang mit Handsteinen vermauert. 

Unter dem zweiten Deckstein war eine Mauer von kleineren Steinen 
aufgeführt, welche die Steinkammer in eine östliche und eine grössere 
westliche Hälfte theilte 46 ). Als ich diese Mauer abbrechen liess, wurde 
dicht dabei die untere Hälfte eines Flintspeers (lang 13V2 cm, an der 
Bruchstelle 3’/* cm breit) gefunden. Weiter westwärts, unterhalb des 
dritten Decksteins fand man nahe bei einander 

1) Verschiedene Bruchstücke von dem oberen und unteren Kinn- 
backen eines Schafes 47 ). 

2) Ein ovaler Wetz- oder Feuerschlagstein mit einer ringsum lau- 
fenden Furche, Durchmesser 8 und 4 7 » cm, Dicke 2 7 a cm. Auf der 
oberen und unteren Fläche sind Schliffstellen. 

3) Ein hölzerner Messergriff, welcher am oberen und unteren Ende 
mit ringförmigen Beschlägen eingefasst gewesen ist. Ganze Länge 9,6 
cm, wovon auf die Abkerbungen für den oberen und unteren Beschlag 
je 1,2 cm kommen; nach unten hin an Dicke zunehmend; Durchmesser 
unten 1,8 cm. Oben eingespalten. 

4) Eine rechteckige bronzene Schnalle, lang 9 cm, breit 3 cm. Auf 


**) Die westliche Hälfte war durch die Mauer so ganz und gar abgeschlossen, dass 
sie den Herren Clement und Hein bei ihrer Grabung nicht zu Gesicht kommen konnte, 
wie dieselben überhaupt eine weitere westliche Ausdehnung des Steinhaus nicht einmal geahnt 
batten. 

* 7 ) Nach der gefälligen Bestimmung des Herrn Professor Dr. K. Möbius in Kiel. 
' on einigen anderen sehr spongiösen Knochenresten ist nicht mit Sicherheit zu sagen, ob 
e Von einem Yierflisser oder vielleicht gar von einem Wallfisch herrühren. Ausserdem 
fanden sich zwischen dem Schlamm auch Ueberreste von zwei Rochen-Eiern, sog. Seemäuse. 


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46 


der Oberfläche der kürzeren Seite eine zweimal wiederkehrende Ver- 
zierung von je drei Parallelstrichen. Der Dorn fehlt. 

Die letzteren drei Stücke stammen unzweifelhaft aus dem sogen, 
älteren Eisenalter und finden ihres Gleichen in den Schleswigschen Moor- 
funden 48 ). Auch drei kleine Thonscherben, darunter zwei Randstücke, 
erinnern durch ihre Leichtigkeit und schöne Glätte an die Moorfund- 
gefässe, während eine vierte Scherbe gröber und dicker ist. Diese 
Scherben sowie einige verbrannte menschliche Knochenreste sind zwischen 
dem Schlamm an verschiedenen Stellen der Grabkammer gefunden. 
Desgleichen einige Stückchen Holzkohle. Ausserdem lagen allerlei Holz- 
reste in der Kammer zerstreut und steckten zum Theil in dem an den 
Wänden klebenden zähen Schlamm. Es sind meistentheils kleine Zweige 
und Reiser, die wohl als Feuerungsmaterial oder dsgl. aufgelesen und 
abgeschnitten sein mögen. Auch unter den übrigen Stücken ist nichts 
was nach einer beabsichtigten feineren Bearbeitung aussieht. Einiges 
scheint Birkenholz, anderes Föhrenholz zu sein.' 

Endlich ist noch zu erwähnen ein schwarzer Flintsteinknollen, dessen 
abgeschlagene Fläche glatt und glänzend wie abgerieben aussieht. 


Wie aus vorstehender Fundbeschreibung sich ergibt, waren im 
Middelmarshhoog die Verhältnisse ebenso wie die Fundsachen von ex- 
ceptioneller Natur. Der Gangbau selbst stammt aus dem Steinalter, und 
von der damaligen ersten Benutzung und Ausstattung ist der Flintspeer 
zurückgeblieben. Dagegen die anderen Fundsachen zeugen mit ebenso- 
viel Sicherheit von einer wiederholten Benutzung des Gangbaus im älteren 
Eisenalter. Ich möchte annehmen, dass man damals zwischen dem ersten 
und zweiten Deckstein einbrach und, anstatt dies Loch wieder ordentlich 
zu verschliessen, lieber die - Scheidewand unter dem zweiten Deckstein 
aufmauerte. Welcher Art die damalige Benutzung gewesen ist, vermag 
ich nicht zu enträthseln. Ich glaube nicht, dass man aus den wenigen 
Scherben und Knochensplittern auf die Beisetzung einer Todtenurne 
innerhalb der Kammer schliessen darf, sondern es sieht eher so aus, als 
ob etwa eine im Erdmantel des Gangbaus beigesetzte Urne damals zer- 
trümmert ward, wovon unabsichtlich einige Scherben und Knochen in 
die Kammer hineingeriethen. Andererseits scheint es ebenso wenig 


4Ä ) Vgl. die Abbildungen eines Wetz- oder Fcuerschlagsteins bei Engelhardt: 
»Thorsbjerg Mosefund« Taf. 12 Fig 12, einer Schnalle a. a. O. Taf. II Fig 62, eines 
Messergriffs bei Engelhardt: «Nydam Mosefund» Taf. 15 Fig. 6, »Kragehul Mosefund« 
Taf 4 Fig. 3 und »Vimosefundet« Taf. 17 Fig. 18. 




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47 

wahrscheinlich, dass damals in der Kammer eine Leiche beigesetzt 
worden ; denn warum sollte davon jede Spur vergangen sein, während 
die thierischeu Ueberreste sich im Schlamm und Wasser conservirten ? 
Endlich Hesse sich an einen Opferbrauch denken, gleichzeitig und gleich- 
artig mit den Moorfunden 43 ). Auf alle Fälle sind es keine gewöhnlichen 
Leichenräuber gewesen, welche das Steingrab der Urzeit erbrochen, auf's 
Neue beschenkt und wieder vermauert haben. 

Im Einverständnis mit dem (inzwischen verstorbenen) Besitzer 
habe ich diesen schönen Gangbau offen stehen lassen. Derselbe ist 
wieder voll Wasser gelaufen und dient als Tränke. 


1Ö ) Sowohl in Moorfunden wie in Grabfunden kommen Beigefässe mit Thierknochen 
u. dsgl. vor, welche als Opfergaben oder Ueberreste der Begräbnissmahlzeit gedeutet werden ; 
vgl. Aarböger for Nordisk Oldkyndighed og Historie 1877 S. 380. Auch in den Urnen aus 
den Munkhoogern auf Morsum-Kliff (s. hinten Nr. 53 u. ff.) sind die verbrannten mensch- 
lichen Gebeine gewöhnlich mit Vogelknochen und anderen thierischen Ucberresten untermischt. 
Kin beinah vollständiges Pferdeskelett und mehrere Pferdeschädel aus dem Nydam Moorfunde, 
welche deutlich tiefe Hiebwunden aufweisen, befinden sich im Zoologischen Museum 211 
Kopenhagen; vgl. Compte-rendu du cnngrfcs international d’anthropologie et d’archeologie 
prehistoriques ä Copenhague S. 489. 


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15 

Durchschnitt eines Hügels nut Urnenbegräbnissen Nr. 48. 


Auf Morsumhaide 50 ). 


(90) Bollhoog. 

Der Name »Bollhoog« bedeutet »Bullenhügel« und stammt ohne 
Zweifel aus den Zeiten der Feldgemeinschaft, wo das Winterquartier des 
Dorfstiers alljährlich der Reihe nach bei den Eingesessenen wechselte. 
Wer den Stier auf dem Stalle hatte, wird die Nutzniessung dieses Hü- 
gels und der benachbarten Haidestrecke gehabt haben M ). 

Der Bollhoog wurde am 18. August 1842 in Gegenwart des Königs 
Christian VIII geöffnet 5 *). Nach der in Morsum fortlebenden und mir 
mitgetheilten Ueberlieferung enthielt der Hügel einen Steinhaufen mit 
Hohlraum, worin eine grosse Urne mit verbrannten Gebeinen und bron- 
zenen Beigaben (Pincette, Messer u. s. w.) stand. Nachträglich soll unter 
dem gepflasterten Boden der Grabstätte ein bronzenes Schwert oder 
Dolch gefunden sein. 


4# ) In der älteren »Beschreibung und Nachrichten von der Insel Sylt« (abgedruckt in 
Camerer’s vermischten historisch-politischen Nachrichten Theil II) heisst es im neunten 
Kapitel, S. 673: »Man nennt im Kirchspiel Morsum diesen und jenen Hügel Urdigs-, Kia- 
liings-, Tors-Hoog oder Hügel«. {Vgl. Nr. 54 und 57 auf Hansen’s antiquarischer Karte.) 
Al ) Vgl. Jahrbücher für die Landeskunde von Schl.-IIolst. und I.bg. Bd. X S. 3 ^' 
”) Vgl. F alck’s Archiv für Geschichte, Statistik u. s. w. von Schl. -Holst, und I.bg- 
IV. [ahrgang (1845) S. 64. Auf Hansen’s Karte Nr. 61. 


. Digilized-by Gpogle 


49 


Der Katalog des Kopenhagener Museums führt (nach gefälliger 
Mittheilung des Herrn Justizrath Strunk) nachstehende Fundsachen auf: 

»6961. Ein Bronzemesser mit Handgriff, welcher ausläuft in ein 
Oehr, worin zwei Ringe angebracht sind; 6 Zoll lang. 

»6962. Eine grosse bronzene Pincette mit einpunktirten Zierrathen; 
dieselbe scheint mit Zink überzogen gewesen zu sein; 3 Zoll lang. 

»6963. Ein eigentümlicher Heftel von Bronze, bestehend aus einer 
Querstange, woran ein Oehr angebracht ist (Stangenknopf). 

>6964. Ein bronzenes Messer, Fragment; scheint ausgehämmert 
zu sein. < 

»Diese Bronzesachen«, heisst es im Katalog weiter, »wurden ge- 
funden oben in einer Urne in einem Grabhügel auf Sylt. Die Urne ging 
entzwei und ward erst später an das Museum eingesandt, wo sie als 
Nr. 7096 inventarisirt wurde. Es war von der Urne gesprochen, als sei 
sie eine der grössten, die man kenne ; als aber die Stücke zusammenge- 
setzt wurden, welche ungefähr ein Drittel des obersten Theils der Urne 
ausmachen, ergab sich, dass der Durchmesser der Mündung ungefähr 
6 1 /* und der Durchmesser des Bauches ungefähr 14 Zoll gewesen ist. 
Sie ist aus freier Hand gearbeitet und sehr dick.< 

44. Markmanshoog. 

19. — 23. August 1873. 

Auf der Morsumer Haide, südöstlich von dem Fahrwege nach dem 
Landungsplatz bei (Norder-) Nösse, liegt eine zahlreiche Gruppe von 
Hügeln der verschiedensten Dimensionen, unter denen als der grösste 
der Markmanshoog, d. h. der Hügel des Feldhüters (Nr. 60 auf Hansens 
Karte) hervorragt. Wahrscheinlich ward, als die Feldgemeinschaft noch 
bestand, dieser Hügel nebst der benachbarten Haidestrecke dem Feld- 
hüter zur Nutzniessung überlassen. Jetzt ist die ganze Haide längst auf- 
getheilt, und die Haidekoppel, worauf der Markmanshoog nebst sechs 
anderen Hügeln liegt, befindet sich im Besitz des Gemeindevorstehers 
Thi'essen zu Morsum. 

Die Ausgrabung dieses grossen Hügels von 4V2 m Höhe und 70 m 
Umfang hat keine besonderen Resultate ergeben. Ich liess, wie ge- 
wöhnlich, einen Schacht von Südost bis in die Mitte graben und den- 
selben darauf sowohl nach der Ostseite wie nach der Südseite hin mehr 
und mehr erweitern, so dass der eigentliche Kern des Hügels bis auf 
den Urboden bloss gelegt wurde. Dabei ist nichts weiter gefunden, 
als ein kaum 1 m hoher Steinhaufen von geringem Umfang, der durch- 
aus keinen Hohlraum enthielt und worin weder Alterthumsgegenstände 
noch menschliche Ueberrcste vorkamen. Ich licss ausserdem von hier 

4 • 


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50 


aus den äusseren Thcil des Hügels nach allen Seiten hin mit dem acht- 
füssigen Erdbohrer untersuchen ; nicht minder wurden ringsum an der 
Aussenseite Bohrungen vorgenommen ; jedoch es war durchaus kein 
weiterer Steinbau zu fühlen. Es scheint nach alledem, dass man hier auf 
der Halbinsel Morsum, wo die Feldsteine bei weitem sparsamer sind als 
auf der Norderhaide, mit einem viel kleineren Steinhaufen sich begnügte. 

Als der Hügel später zugeschüttet und wieder geebnet wurde, gru- 
ben die Arbeiter an der Hügelspitze noch ein kleines Stück von 
dem Rande des Schachtes ab und entdeckten dabei einen mittelgrossen 
Stein, unter dem verbrannte Knochen und Holzkohlen nebst zwei eisernen 
Schmucknadcln lagen. Die eine, aus drei Bruchstücken wieder zusam- 
mengesetzt, lang 1 1 V2 cm und am Kopfende stumpf abgerundet, ist ca. 

4 cm vom oberen Ende ab bügelartig gekrümmt, und auf dem Rücken 
der Krümmung scheint eine Rosette festgelöthet zu sein. Die zweite, ein 

5 cm langes Bruchstück, ist am Kopfende umgebogen und etwas tiefer 
ähnlich wie die vorige ausgebogen, — Dies nachträgliche Eisenalterbc- 
gräbniss gibt natürlich keinen Ausschlag für die Zeitbestimmung des 
Markmanslioog, der ohne Zweifel dem Bronzealter angehört. 


45—49. Neben dem Markmanshoog. 

45. 19. — 21. August 1875. 

Dieser in nordnordwestlicher Richtung vom Markmanshoog bele- 
gene Hügel ist reichlich 4 m hoch und misst etwa 72 m im Umfang. 
Gleich zu Anfang wurden am südöstlichen Abhang dicht unter der Ober- 
fläche Bruchstücke einer durch den Haidewuchs zersprengten Urne ge- 
funden, welche nur verbrannte Gebeine ohne Beigaben enthielt. Es ist 
ein topf- oder vasenförmiges dickwandiges Gefass von schwärzlich grauem 
Thon mit dunkelbrauner Glätte gewesen. Eine Scherbe vom Rande 
zeigt zwei kräftige Eindrücke von Fingerspitzen, die auch noch auf der 
Rückseite eben hervortreten. 

Das Innere des Hügels barg ein Urnengrab und eine Verbrennungs- 
stätte. Letztere, von länglich runder Form, circa 2 l /i m lang, 1 m hoch 
und 1 '/s m breit, war aus Steinen regelmässig aufgeschichtet und lag in 
der Richtung von Nord-Nord- West nach Süd-Süd-Ost nicht sehr weit 
von der südöstlichen Seite des Hügels. Dieselbe war mit einer regel- 
mässigen Schicht von kleinen Holzkohlenstücken bedeckt; die Steine zeigten 
an der Oberfläche unverkennbare Spuren von der Einwirkung des Feuers 
und konnten zum Theil mit blossen Fingern zerrieben werden. Hier 
lag noch ein langer Streifen verbrannter Knochenreste nebst einem bron- 
zenen Tutulus, welche wahrscheinlich in dem Urnengrabe keinen Platz 




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5i 


mehr gefunden hatten. Der am Rande ausgcbröckelte Tutulus misst 
43 mm im Durchmesser und hat beim Ansatz der 1 5 mm hohen koni- 
schen Spitze eine kreisförmige Rippe. Der Queerriegel im Inneren ist 
schon vorher ausgebrochen gewesen, und statt desselben scheinen zwei 
von oben nach unten durchgetriebene Nietlöcher zur Befestigung des 
Tutulus gedient zu haben. 

Weiter nach Innen, nicht gerade im Mittelpunkt des Hügels, sondern 
etwas weiter nach Süden hin, fand sich die reichlich 1 m hohe Stein- 
setzung, worin (circa 3,70 m unterhalb der Hügelspitze) die Urne mit 
den verbrannten Gebeinen stand. Der Druck der umgebenden Steine 
und die Feuchtigkeit hatten das aus schwärzlich grauem Thon mit gelb- 
lich grauem Ueberzug bestehende Gefäss, an dem hie und da noch 
Schollen von Russ klebten, grösstentheils zerstört. Die Urne ist in ihrem 
gegenwärtigen defecten Zustande 22 cm hoch und hat den grössten 
Durchmesser in der Höhe von 18 cm gehabt. Der Durchmesser unten 
am Boden misst 12 cm und die Dicke der Wandung 1 cm. Es waren 
durchaus keine Beigaben vorhanden. Unterhalb der Urne folgten einige 
Lagen grösserer Steine, und dann stiess der Spaten auf den ursprüng- 
lichen Haideboden. 


46 . 2 .. — 23. August 1875. 

Dieser Hügel, etwa 3V2 m hoch und 69 m im Umfang, liegt etwas 
weiter entfernt nördlich vom Markmanshoog. Hier wurden gleich zu 
Anfang circa 30 bis 50 cm unter der Oberfläche verschiedene Urnenbe- 
gräbnisse entdeckt, nämlich eins am nördlichen, eins am südlichen und 
zwei am westlichen Abhang unweit der Hügelspitze. 

I. Die Urne von der Nordseite besteht aus grauem Thon, mit 
röthlich braunem Ueberzug, der absichtlich rauh aufgerissen ist, und hat 
an dem geglätteten Halse 4 cm unter dem Rande eine ringsum laufende 
Furche. Sie ist 32 cm hoch und hat in der Höhe von 17 cm ihren 
grössten Durchmesser von 26 cm. Der Durchmesser oben am Rande 
misst 17 cm und unten am Boden 12 cm. Dies Gefäss enthielt ausser 
verbrannten Gebeinen 

1) Eine Menge geschmolzenes Glas. 

2) Eine jetzt 4 cm lange Kette 53 ), bestehend aus einem grösseren 
Ring mit sechs in einander hängenden kleineren Ringen, alle aus Bronze- 
drath ; nebst einem losen Bruchstück eines zweiten grösseren Ringes. 

3) Zwei eiserne Nadeln mit aufgerolltem Kopfende, lang 8 '/a cm. Ein 

A3 ) Kleine Bronzedrath-Ketten, welche je zwei Fibeln oder Nadeln verbanden, s. Aar- 
höger for Nordisk Old kyndighed og Historie 1877 S. 371 und 1880 S. 95* 

4 * 


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52 


) 

Bruchstück vcn dem Kopfende der einen Nadel ist an den grösseren 
Schluss-Ring der obgedachten Kette angerostet. (Also ein Paar sogen. 
Ketten-Nadeln?) 

4) Einen bronzenen Ring, in vier Bruchstücken, offen, an den Enden 
spitz auslaufend, und zwei kleine Bronze-Fragmente. 

II. Die Urne von der Südseite besteht aus schwärzlich grauem 
Thon mit röthlich brauner Glätte und hat durchaus keine Ornamente. 
Sie ist 28 cm hoch und hat in der Höhe von 13 cm ihren grössten 
Durchmesser von 28 cm ; Durchmesser unten am Boden 1 1 cm. Das 
Gefass ist am Rande ausgebrochen ; es war mit einem schweren platten 
Stein zugedeckt und enthielt nur verbrannte Gebeine, ohne Beigaben. 

Was die beiden Urnenbegräbnisse an der Westseite anbetrifft, so 
waren die sehr beschädigten Urnen mit den Scherben der Deckel und 
Beigefässe in dem feuchten Haidesande fest zusammengeklebt, und es ist 
erst nach vieler Mühe gelungen, die einzelnen Stücke zu sondern und 
möglichst wieder zusammenzufügen. Ebenso wie die Deckel müssen 
auch die Beigefässe innerhalb der Urnen umgestülpt, d. h. mit der Mün- 
dung nach unten gestanden haben; denn bei allen hat der Obertheil 
sich am besten conservirt, während der Boden vollständig zerstört ist. 
Die Sache erklärt sich folgendermaassen. Auf der Morsumer Haide 
werden auch die Hügel von Zeit zu Zeit abgestochen, um die Haidesoden 
als Feuerung zu verwenden ; und so hat der Spaten die nach oben ge- 
kehrten Bodenstücke der Deckel und Beigefässe getroffen und allmählich 
mit weggenommen. Uebrigens war bei der Blosslegung dieser beiden 
Begräbnisse noch deutlich zu erkennen, wie jede Urne mit einem flachem 
Gefass (Pfanne oder Schaale) zugedeckt gewesen ist. 

III. Zu dem ersten Begräbniss gehören: 

1) Eine Urne von schwärzlich grauem ThoJi mit röthlich brauner 
Glätte, an dem mit eingegrabenen schrägen und bogenförmigen Strichen 
verzierten Rande ausgebröckelt. Hoch gegenwärtig 27 cm; grösster 
Durchmesser 28 cm in der Höhe von 1 5 cm, Durchmesser unten am 
Boden 1 1 cm. Enthielt nur verbrannte Gebeine, ohne Beigaben. 

2) Bruchstücke von einem flachen Gefäss mit einem Henkel, aus 
schwarzgrauem, stark mit Quarzkörnern vermengten Thon mit gelblich 
brauner Glätte, welches als Deckel der Urne gedient hat. Der Durch- 
messer am Rande hat circa 25 cm betragen, die Höhe reichlich 1 1 cm, 
und die Dicke der Wandung wechselt von 4 bis 10 mm 

3) Obertheil und einige andere Bruchstücke von einem kleinen 
Gefass aus schwärzlichem Thon mit röthlich brauner Glätte Ringsum 
den Hals laufen drei parallele Furchen, welche muthmaassüch an beiden 
Seiten eines abgebrochenen Ochrs abwärts gehen, unterhalb des Oehrs 



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53 


drei horizontale Parallelstriche-, von der untersten Furche gehen sechs- 
mal je fünf senkrechte Parallelstriche abwärts. Durchmesser am Rande 
8 1 /* cm, grösster Durchmesser 15 cm. 

4) Uebcrreste von dem Obertheil eines weitbauchigen Gefässes aus 
schwärzlich grauem Thon mit röthlieh brauner Glätte. Wo der Hals 
sich absetzt, laufen ringsum zwei parallele Furchen, welche an beiden 
Seiten der zwei Henkel abwärts gehen. Der scharf eingezogene Hals 
steigt 3 cm in die Höhe und bildet nach auswärts biegend einen 2 cm 
hohen, oben schräg abgeschnittenen Rand. Durchmesser am Rande 
etwa 1 1 7* cm. 

IV. Zu dem zweiten Begräbniss gehören: 

1) Eine sehr schiefe und dünne Urne von grauem Thon mit heller 
bräunlicher Glätte. In ihrem gegenwärtigen sehr defecten Zustande, 
hoch 22 cm; grösster Durchmesser 25 cm in der Höhe von 15 cm; 
Durchmesser unten am Boden 1 1 cm. — Enthielt ausser verbrannten 
Gebeinen eine Menge geschmolzenes Glas. 

2) Bruchstücke von einem flachem Gefäss aus grauem Thon mit 
hellbrauner Glätte, welches als Deckel der Urne gedient hat. Die Höhe 
mag etwa 10 cm und der Durchmesser am Rande 27 cm betragen haben. 

3) Vollständiger Rand eines dicken kleinen Topfes, von Thon und 
Glätte wie vorstehende Pfanne. Durchmesser am Rande etwa 12 cm. 


Die Ausgrabung wurde fortgesetzt und das nicht ganz im Mittel- 
punkt, sondern etwas weiter nach Osten gerückte Hauptgrab blossgelegt. 
Es war ein regelmässig aufgesetzter bienenkorbförmiger Steinhaufen, ca. 
40 cm hoch und 60 cm im Durchmesser, welcher das verbrannte Gebein 
nebst Holzkohlenresten barg. Es fehlte jede Beigabe; doch gehört dies 
Begräbniss, ebenso wie die benachbarten Hügel, ohne Zweifel der spä- 
teren Bronzezeit an. 

Bemerkensw-erth ist die Schichtung des Hügels. Die obere Lage 
w'ar gewöhnlicher Sand ; dann aber folgte eine etwa I m dicke, sehr 
harte Schicht, welche nicht wohl mit Spaten durchstochen werden konnte, 
sondern sie musste mit eisernen Stangen losgebrochen werden. Eine 
genauere Beobachtung ergab, dass diese Schicht grossentheils aus Klei 
bestand, welcher aus dem nahen Süderhaflf entnommen sein dürfte. Da- 
zwischen fanden sich Streifen des feinen weissen Porzellansandes, wie 
derselbe am Morsum-Kliflf vorkommt, und ebendahin deuten auch ein- 
zelne Stückchen Eisenerz u. s. w'. Der eigentliche Kern des Hügels be- 
stand w'ieder aus gewöhnlichem Sande. 


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.54 

47 . 23 — 24. August 1875. 

Dieser Hügel, reichlich 3 m hoch und 6 1 in im Umfang, liegt 
dicht nordöstlich neben dem obgedachten Hügel Nr. 45. Die Schich- 
tung war ähnlich wie bei dem vorigen (Nr. 46). An der Ostseite war 
Vorjahren von dem Sohn und dem Schwiegersohn des Besitzers Th i es- 
sen ein Stück abgegraben, so dass wir von da aus leicht in die Mitte 
eindringen konnten. Hier fand sich nur ein grösserer Steinhaufen, von 
länglicher Gestalt, der keinen Hohlraum enthielt und worin weder Alter- 
thumsgegenstände noch menschliche Ueberreste vorkamen. 

48 5 ‘). 25. August 1875, 

Dieser Hügel, kaum I m hoch und 34 m im Umfang, liegt nicht 
mehr als zehn Schritte westlich vom Markmanshoog. 

Bei der Ausgrabung wurden zunächst am südlichen Abhang circa 
30 cm, tief Bruchstücke einer Urne (Fig. c) gefunden, welche durch den 
Haidewuchs ganz zersprengt war; sie enthielt nur verbranntes Gebein 
ohne Beigaben. Es ist ein flaches weites Gefäss gewesen, das sich von 
einem kleinen Boden (9 cm Durchmesser) ganz bedeutend ausbaucht (bis 
etwa 30 cm grösster Durchmesser und 26 cm Durchmesser am Rande) 
und ungefähr 1 7 cm hoch gewesen sein kann. Von schwärzlichem Thon 
mit dunkelbrauner Glätte; etwa 2 cm unter dem Rande sind zwei ein- 
gedrückte parallellaufende Furchen und ein blindes Oebr. 

Weiter kam am östlichen Abhang circa 60 cm tief eine kleine 
Steinkiste zum Vorschein, aus sechs mittelgrossen gespaltenen Steinen 
erbaut und mit einem flachen Stein zugedeckt; die Lücken waren mit 
kleinem Geröll ausgefüllt. Dieselbe barg eine wohlerhaltene Urne (Fig. b) 
aus grauem Thon mit wolkiger gelber und graubrauner Glätte. Sie ist 
27V» cm hoch und hat in der Höhe von 23 cm ihren grössten Durch- 
messer von 23*/s cm. Der Durchmesser unten am Boden misst 14 cm 
und oben am Rande 16 cm. Etwa 5 cm unter dem einwärts gebogenen 
Rande sind zwei kräftige Henkel. Das Gefäss enthielt ausser verbrannten 
Gebeinen einen bronzenen offenen Armring mit zwei spitzauslaufenden 
Enden, 6 1 /» cm im Durchmesser. 

Nicht gerade in der Mitte des Hügels, sondern etwas weiter nach 
Norden, auf dem ursprünglichen Haidegrund, lag das Hauptgrab (Fig. a): 
ein kleiner bienenkorbförmiger Steinbau, circa 50 cm hoch und 105 cm 
im Durchmesser. Zwischen den Steinen verpackt und mit einem schwe- 
. ren platten Stein zugedeckt, stand hier eine ungewöhnlich grosse Urne 


M ) S. die Abbildung des Durchschnitts oben auf S. 48. Der Bericht ist zuerst ver- 
öffcntlicht im Correspondenzblatt des Gesammtvercins 1877 S. 50 — 51. 


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55 


von grauem Thon, mit gelbgraucm Ueberzug, welche erst geglättet ist 
und darauf bis zu 6 — 8 cm vom Rande abwärts einen Anwurf von stark 
mit Granitgruus vermengtem Thon erhalten hat. Drei kräftige Henkel, 
von denen einer schon in der Vorzeit abgebrochen ist, sind resp. 5, 5 V* 
und ö'/ü cm unterhalb dem nach auswärts gebogenen Rande angebracht. 
Das Gefäss ist 44 bis 44 V2 cm hoch und hat in der Höhe von 27 cm 
den grössten Durchmesser von 32 cm. Der Durchmesser unten am Bo- 
den misst 17 cm und oben am Rarfcle 27 cm. Die Urne war bis an 
den Rand mit losem Sande angefüllt; ganz unten lagen die verbrannten 
Knochenreste nebst zwei Beigaben, nämlich: 

1) Ein rückwärts gebogenes Bronzemesser; die Klinge 8 cm lang 
und 12 mm breit, mit einem 13 mm langen Stück vom Handgriff. 
Nebst einem gekrümmten Bruchstück von dem unvollständigen Griffende 
und zwei kleinen Holztheilchen. 

2) Eine kleine bronzene Pincette in zwei Bruchstücken, lang 5 cm 
und unten n mm breit. 

Südwärts dicht neben der grosse Urne stand ein kleines Gefäss von 
röthlich braunem Thon mit braungrauer Glätte, gleichfalls mit einem 
platten Stein zugedeckt, welches nichts als losen Sand enthielt. Dies 
io'/a cm hohe Gefäss erweitert sich von dem Boden aus konisch bis zur 
Höhe von 6'/s cm und biegt dann wieder einwärts. Der Durchmesser 
unten am Boden misst 7 '/a, der grösste Durchmesser 14 und der Durch- 
messer oben am Rande io'/i cm. Zwei einander gegenüberstehende 
Henkel sind an der grössten Ausbauchung angebracht. 

49. 26. August 1875. 

Dieser Hügel, circa 1,70 m hoch, ist zwischen dem Markmanshoog 
und dem Hügel Nr. 45 belegen. Derselbe erwies sich als eine blosse 
Erdaufschüttung, die nur mit sehr wenigen Steinen untermischt war. 
Es war deutlich die Spur des Haidewuchses als ganz dünne schwarze 
Schicht zu erkennen, auf welcher die Hügelbauer den gewöhnlichen gel- 
ben Sand aufgehäuft hatten. 

75. Bei Slider-Nösse. 

23. August 1880. 

Dieser auf dem Pastoratlande in der Niederung bclegene klei ic 
Hügel enthielt nichts als einige Urnenscherben, die offenbar mit der 
Erde herangefahren sind, sowie auch einen einzelnen grossen Stein. An 
der Nordseite wurdr eine Kohlenspur beobachtet, welche sich bis an den 
äusseren Rand des Hügels fortsetzte. 


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56 


77. Südlich vom Markmanshoog. 

24. August t88o. 

Dieser kleine Hügel, der wahrscheinlich schon früher theilweise 
durchwühlt ist, wurde im Frühjahr 1878 von dem Einwohner Karl P. 
Christiansen in Morsum angegraben. An der Südostseite, kaum 
einen Hamburger Fuss (28 cm) tief, stiess er auf ein Steinpflaster, und 
nachdem er dasselbe weggeräumt, auf den grossen Deckstein einer klei- 
nen Steinkiste, die auf einem Grundstein aus sechs Seitensteinen aufge- 
baut war. Die Steinkiste enthielt eine Urne, welche zerbrach ; doch 
wurden die grösseren Scherben aufbewahrt und mir überliefert, und nach- 
dem dieselben im Museum wieder zusammengesetzt und mit Gyps er- 
gänzt sind, ergeben sich folgende Verhältnisse: Das Thongefäss, von 
röthlicher braunscholliger Farbe, ohne Ornamente, war durch fehlerhafte 
Anlage des Bodens schief gerathen, so dass die Höhe von 26 bis 32 */* 
cm variirt. Auf 20 cm Höhe ist der grösste Durchmesser von 30 cm; 
Durchmesser oben am Rande 26 '/s cm, unten am Boden 14 cm. 

Die Urne enthielt ausser verbrannten Gebeinen: 

1) Einen bronzenen Tutulus mit Queerriegel, Durchmesser 2 cm, 
hoch 2,2 cm. Der Stachel ist oben breitgeschlagen. 

2) Ein sehr stark oxydirtes Bronzemesser, in sechs Bruchstücken; 
lang 7 l /s cm, wovon die Klinge 4V2 cm. Ob am Griff vielleicht ein 
Pferdeköpfchen war, lässt sich nicht mehr bestimmt erkennen. 

Bei der weiteren Untersuchung des Hügels am 24. August 1880 
fanden sich ungefähr in der Mitte, dicht unter der Haidenarbe, Scherben 
von einer Urne nebst verbranntem Gebein und verschlacktem Glas. Hier 
ist also im Eisenalter eine Urne beigesetzt worden, während die obge- 
dachte Steinkiste aus dem Bronzealter als das Hauptgrab des Hügels 
anzusehen ist. 

78 Südöstlich vom Markmanshoog 

24. und 25. August 1880. 

Dieser Hügel ist circa 2'/2 m hoch und 60 m im Umfang. Am 
südöstlichen Abhang hatte bereits im Frühjahr 1878 der obgedachte Ein- 
wohner Karl P. Christiansen eine Urne ausgegraben, welche zwischen 
kleinen Steinen verpackt und mit einem flachen Stein zugedeckt war. 
Das 27 cm hohe topfförmige Gefäss ist von braungrauer Farbe, ohne 
Ornamente, und hatte ursprünglich zwei Henkel, von denen jetzt einer 
fehlt. Grösster Durchmesser 22 cm auf 15 cm Höhe; Durchmesser oben 
am Rande 18 cm, unten am Boden 1 3 */* cm. In der Urne fand sich 
zwischen verbrannten Gebeinen ein Bronzemesser mit Pferdeküpfchen- 


>« 


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57 


Griff (vgl. Worsaae: »Nordiske Oldsager« Nr. 164), welches 6 1 /« cm 
lang ist, wovon auf die Klinge 4,2 cm kommen. Der Fund, welcher 
nach der Lage mit Sicherheit als ein Nebenbegräbniss zu erkennen war, 
wurde für das Schleswig-Holsteinische Museum angekauft und die regel- 
rechte Ausgrabung des Hügels begonnen. 

Zunächst ward oben auf der Kuppe dicht unter der Haidenarbe 
eine zweite Urne zu Tage gefördert, welche von dem aufgelegten Dcck- 
stein ganz in Trümmer zerdrückt war, so dass sie nicht wieder zusam- 
mengesetzt werden konnte. Dieselbe zeigt am Absatz des Halses drei 
Furchen und neben beiden Henkeln Strich- und Punktornamente; die 
Glätte ist rothbraun. Die Urne enthielt verbranntes Gebein und drei 
Todtengeschenke, nämlich : 

1 ) Einen 6 cm langen bronzenen Pfriem, mit Spuren eines hölzer- 
nen Schaftes. 

2) Eine 3*/s cm lange bronzene Pincette ohne Ornamente, in drei 
Stücke zerbrochen. 

3) Bruchstücke einer 5 cm langen bronzenen Pincette ohne Orna- 
mente. 

Dicht neben dieser zweiten Urne war verbranntes Gebein, ohne 
irgend welches Todtengcschenk, ganz ohne weitere Umstände in die 
Hügelkuppe eingegraben. 

Das Hauptgrab in der Tiefe des Hügels 65 ) war ein von Westnord- 
west nach Ostsüdost gerichteter und aus Handsteinen aufgebauter Stein- 
kern, lang 3,50 m, breit 1,70 m und 80 bis 90 cm hoch. In dem- 
selben ist ohne Zweifel ein Leichnam verpackt gewesen, wie die schon 
oben S. 6 1 ) besprochene dritte Abbildung auf dem Titelkupfer darstellt; 
doch waren keine sicheren Spuren der Verwesung mehr erkennbar. Da- 
gegen fand sich bei Abräumung des Steinkerns ungefähr auf halber 
Höhe ein 60 cm langes Bronzeschwert, das mit dem Griff nach dem 
westlichen Kopfende hin lag und wohl wie in ähnlichen Fällen auf die 
Brust der Leiche niedergelegt war. Die Griffplatte ist mit hohen Rän- 
dern versehen; der (hölzerne) Griff war darauf mit vier Nieten am halb- 
mondförmigen Ende befestigt ; von den der Länge nach angebrachten 
Nieten ist nur noch eine vorhanden ; die etwaigen weiteren Nietlöcher 
verdeckt der dicke Rost, womit der obere Theil der Griffplatte überzogen 
' ist. Das Schwert war in zwei Stücke zerbrochen, und zwar wie die 
oxydirten Bruchflächen beweisen, schon vor Alters, vielleicht beim Auf- 
bau des Steinkerns. Von der Holzscheide hatten sich geringfügige Ueber- 
reste erhalten. 

**) Zuerst veröffentlicht im Correspondenzblatt des Gesammt Vereins 1882 S. 33. 


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5 » 


Gleich bei der Blosslcgung des Steinkerns kam rings um denselben 
herum eine Schicht von Austerschaalen (ostrea edulis L.}, Blau- oder 
Miesmuscheln (mytilus edulis L.), Herzmuscheln (cardium edule L.) und 
Schnecken (littorina littorca L.), mit Holzkohlen untermischt, zu Tage. 
Nach vollständiger Abräumung des Steinkerns aber zeigte sich, dass 
diese Schicht sich unter dem ganzen Begräbniss hindurch fortsetzte. 
Die Schaalen waren von den Stein- und Erdmassen sehr zerdrückt und 
zertreten, und es konnten nur verhältnissmässig wenige erträgliche 
Exemplare geborgen werden. Die Beobachtung ergab, dass auf dem 
Urboden zuerst eine Lage weissen Sandes, darauf die Muschelschicht, 
dann eine dünne Holzkohlenschicht ausgebreitet, resp. zusammengefegt 
und darüber der Steinkern aulgebaut war. Es sind ohne Zweifel Ueber- 
reste des Leichenmahls 56 ), welche man hier auf der Haide aufgehäuft 
hatte, damit sie als Unterlage für das Begräbniss dienen sollten. Zu be- 
merken ist, dass zwischen diesem Abfallhaufen keinerlei Thierknochen 
vorkamen. » 


79 . 26. August 1880. 

Unweit von dem vorigen Hügel nach dem Ufer des Süderhaffs hin 
liegt eine Gruppe kleinerer Hügel. Einen davon soll König Christian 
VIII haben ausgraben lassen ; in der inneren Höhlung, die von der Aus- 
grabung herrührt, liegen noch zwei grössere Steinblöcke. 

Ein zweiter Hügel, den ich untersuchte, enthielt nichts als zwei 
grosse Steine, welche offenbar von Menschenhänden aufgerichtet und 
ringsum mit kleineren Steinen festgekeilt waren. Dieselben standen ein- 
ander in Ost und West gegenüber. Der westliche ragte mit der Spitze 
pyramidenförmig empor; Höhe 1,12 m, grösster Umfang circa 2 m; 
die Grundfläche 52 cm breit und 78 cm lang. Dagegen der östliche 
Stein war mit der Spitze in die Erde eingegraben und hatte eine ziem- 
lich flache Oberfläche von 45 cm Breite und 54 cm Länge; die Höhe 
betrug circa 85 cm, der grösste Umfang 2,20 m. Eine weitere Be- 
arbeitung war bei den Steinen nicht erkenntlich. 

Die übrigen Hügel sind, wie der Augenschein lehrt, schon in 
früheren Zeiten durchwühlt worden. 


M ) Anderer Art waren die Muscheigniber der Eisenzeit auf der Insel Amrum, wo 
man nicht sowohl Muschelschaalen als vielmehr ungeöffnete Muscheln zusammengehäuft 
hatte; s. den 24. Bericht der Schl.-Holst.-Lbg. Alterthums-Gesellschaft S. 27 — 29. 


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59 


Eine HUgelgruppe der Eisenzeit. 

Kine beträchtliche Strecke weiter landeinwärts als die vorgedachten 
Hügel, gleichfalls südlich von dem Wege nach Nösse, liegt eine Anzahl 
von kleineren Hügeln. Davon habe ich zunächst am 28.— 30. August 
1875 drei Hügel untersucht, welche nur aus Sand fast ohne alle Steine 
bestanden. Dieselben repräsentirten übereinstimmend eine sehr einfache 
Bestattungsweise aus dem Eiscnalter. 

50 . Dieser vortrefflich abgerundete Hügel war circa 2 m hoch 
und maass 38 m im Umfang. Das Begräbniss lag nicht gerade im Mittel- 
punkt, sondern etwas nach der Nordseite hin. Man hatte eine kleine 
Grube in den Urboden gegraben, die verbrannten Gebeine mit Sand und 
Holzkohlen vermischt hineingeschüttet und dann ein kleines Gefäss von 
sehr stark mit Granitgruus vermengtem schwärzlich grauem Thon mit 
röthlich braunem Ueberzug, welches, nach den Ueberresten zu schliessen, 
bei einem grössten Durchmesser von 11 cm eine Höhe von 10 cm ge- 
habt haben muss, darüber gedeckt. Alles war aufs äusserste vergangen, 
so auch die geringfügigen Beigaben. Einige kleine Spuren von Bronze, 
ein eiserner Nagel und ein S-artig gebogenes Eisenstück unten mit ge- 
krümmter Spitze, woran Holzkohlen sehr fest angerostet sind, wurden 
zwischen den Gebeinen hcrausgelesen. Desgleichen ein Bruchstück von 
einer sogen. Hexenschüssel. 

51 . Dieser Hügel, circa 1,70 m hoch und 34 m im Umfang, ent- 
hielt die Verbrennungsstätte, wo eine Schicht von ungewöhnlich grossen 
Stücken Holzkohle lag. Etwa in der Mitte derselben hatte man eine 
kleine Grube gemacht, worin die verbrannten Knochen gesammelt waren. 
Keine Spur von Beigaben. 

52 . Dieser Hügel, circa 1 m hoch und 25 m im Umfang, enthielt 
in der Mitte das Begräbniss, wo die verbrannten Gebeine, wie aus den 
Wurzelfasern deutlich zu erkennen, mit Haidesoden und Sand verpackt 
waren. An Beigaben wurden geringfügige Bruchstücke von Bronze und 
Eisen gefunden, darunter eins von einer eisernen Fibula 57 ). Eine ganz 
kleine Thonscherbe von röthlich gelber Farbe sowie auch eine sogen, 
Hexenschüssel kamen in dem Erdmantel des Hügels vor. 


Am 19. August 1880 wurden vier sehr flache Hügel derselben 
Gruppe, von je ca. 20 m Umfang, untersucht. 


a: ) Du.. Stiick scheint von einem ähnlichen Typus wie die sog. dreieckige Fibula auf 
Bornholm gewesen zu sein; vgl. Aarbiigcr for Nordisk Oldkyndighed og Historie 1870 
S. az, Taf. 8 Fig. 2, und 1872 S. 38. 


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6o 


70 . In diesem Hügel von circa i ui Höhe war ziemlich nach der 
Westseite hin ein Urnenbegräbniss, und zwar stand die obere Kante der 
Urne, welche nur sehr wenig calcinirte Knochenreste enthielt, mit dem 
gewachsenen Boden gleich. Die Urne, von graubrauner Farbe, ist roh 
und dickwandig und der Thon mit groben Granitbrocken vermengt; sie 
misst an Höhe 18 — 19 cm, Durchmesser oben 16 cm und unten am Boden 
10 cm; grösster Durchmesser 1 7 */ 2 cm auf 10 cm Höhe. Oben in die 
Urne hinein war (anstatt ein» Deckels) ein ca. io'/ü cm hohes Töpfchen 
von röthlicher Farbe gestülpt. 

71 . In diesem nur 80 bis 90 cm hohen Hügel stand gleichfalls 
ziemlich nach Westen hin die Urne, worin wenig verbranntes Gebein, 
eingegraben. Sie ist von röthlicher Farbe, 19*/* cm hoch und unten ab- 
gerundet, grösster Durchmesser 20 cm auf 14 cm Höhe; Durchmesser 
oben 20 cm. Etwas oberhalb der Urne hatten sich die Ueberreste eines 
verkohlten grossen Holzspahns oder sehr dünnen Brettes gefunden. 

72 . Dieser Hügel, hoch 1,15 m, enthielt an der Südwestseite eine 
Brandgrube, worin zwischen verbranntem Gebein und Holzkohlcnresten 
ein kleines Fragment von zwei nebeneinander liegenden Bronzedräthen, 
lang 10 mm und breit 2 mm, gefunden wurde. 

73 . Dieser nur 50 bis 60 cm hohe Hügel enthielt eine Verbren- 
nungsstätte mit Knochen- und Kohlenresten. Nur ein Thcil des ver- 
brannten Gebeins war in eine (zerbröckelte) rohe und dickwandige Schaale 
von 28 cm Weite und 12 cm. Tiefe gesammelt. 

76 . 23. August 1880. 

Eine sehr mannichfaltige Ausbeute ergab ein anderer Hügel derselben 
Gruppe, etwa I m hoch und 40 m im Umlang. Im östlichen Viertel 
fand sich eine grosse Urne, welche auf Steinen aufgestellt war. Der 
obere Theil war zerdrückt und in die Urne hineingefallen, das Ganze 
mit Haidewurzeln durchwachsen und in kleine Stücke zersprengt. Zwi- 
schen den verbrannten Gebeinen lagen Bruchstücke von dünnen Bronze- 
drath-Ringen, 2 cm im Durchmesser. 

Am südlichen Abhange eben unter der Haidenarbe war eine zweite 
Urne beigesetzt, topfformig, von braunrother Farbe, welche auf der 
ganzen Aussenflächc mit einfachen Eindrücken von Fingernägeln verziert 
ist. Der Durchmesser am Boden misst 8 cm, der grösste Durchmesser 
circa 20 cm auf 15 cm Höhe; der allzu sehr beschädigte Obertheil des 
Gefässes hat nicht wiederhergestellt werden können. Dasselbe enthielt 
nur einige sehr zarte verbrannte Knochenreste. 

Ausserdem wurden aus dem Erdmantel des Hügels zu Tage ge- 
fördert : 

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1) Scherben einer kleinen thönernen Schaale, welche in starkem 
•euer gewesen und an den oberen Rändern förmlich verglaset sind; 

2) Scherben von einem Töpfchen, und 

3) Scherben von mindestens drei anderen Thongefässen. 

4) Eine Anzahl Bruchstücke von halbovalem Durchschnitt, welche 
ich bei der Untersuchung als Bestandtheile einer thönernen Guss- 
arm für ein Bronzeschwert herausstellten. Die Abbildung zeigt 

a) die beiden zusammenlicgen- 
\en Stücke, welche die Form für 
ine zweischneidige Spitze ergeben ; 

b) ein kleineres Stück, so lie- 
gend, dass die Vertiefung (Rinne) 
ieutlicher zu sehen ist, und 

c) zwei aufeinander gelegte 
Stücke, sowie dieselben beim Ge- 
irauch der Form zusammengefügt 
rurden. 

Der Flächendurchmesser, queer über die Rinne gemessen, beträgt 
1 irca 4'/s cm, die Dicke der Form, bei Fig. c senkrecht auf die Rinne 
gemessen, 6 cm. 

Unweit der äusseren Rundung der halbovalen Stücke geht, der 
Länge nach, ein rundes Loch hindurch, worin hin und wieder Spuren 
von verkohltem Holz sich erhalten hatten. Offenbar hat der Töpfer 
Heim Formen einer Weidenruthe sich bedient und den Thon an dieselbe 
angeknetet, da ohne dies das längliche Object, so lange der Thon frisch 
war, nicht zusammengehalten hätte; beim Brennen verkohlte und ver- 
ging das Holz. Die äussere Seite ist nur roh abgestrichen und ziegel- 
roth gebrannt, die innere Seite sorgfältig geglättet und von schwärzlicher 
Färbung 58 ). 

All diese Scherben und Thonfragmente sind ohne Zweifel schon 
Heim Hügelbau mit der losen Erde aufgeschüttet. 



Die Munkhooger auf Morsum-Kliff. 

Auf dem Morsum-Kliff liegt eine zahlreiche Hügelgruppe, unter 
denen drei durch ihre Grösse hervorragen; sie werden auf C. P. Han- 
sens Karte als die Munkhügel (Munkhooger) bezeichnet. Von den drei 

a;i ) Ich verweise auf die weitere Besprechung im Correspondenzblatt des Gesammt- 
Vereins 1881 S. 43. Vgl. auch J. Evans: »Petit aUmm de l’Äge du bronz« de la Grande- 
fcrtUgne« Tafel XXVi. 


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Ö2 


grösseren trägt der mittlere ein Landvermessungssignal und blieb des- 
halb unberührt. 

53. Der südöstliche Munkhoog. 

31. August und 1. Septbr. 1875. 

Dieser Hügel, circa 3 m hoch und 57 m im Umfang, besteht 
durchweg aus guter Ackererde, die von den urbaren Feldern abgehoben 
sein muss, und zwischen welcher nur ein einziger grösserer Handstein 
vorkam. In der südlichen Ecke des Hügels wurde eine sehr grosse und 
kräftige Urne gefunden, die ohne allen Schutz auf den Urboden gestellt 
war. Sie war durch den Druck und die Feuchtigkeit zersprengt und 
musste, nachdem sie von der hineingefallenen Erde und dem eigentlichen 
Inhalt entleert worden, stückweise aus der festanhaftenden Erde losge- 
macht werden. Doch ist es nachträglich gelungen, die Bruchstücke 
wieder zusammenzusetzen. Das Gefäss aus grauem Thon, hart und roth- 
gebrannt, mit brauner Glätte, ist schief geformt und von sehr verschie- 
dener Dicke. Inwendig sieht man hie und da deutliche Abdrücke von 
den Fingern des Töpfers, und oben an dem (ausgebröckelten) Rande ist 
bandförmig abgestrichen. Sie ist 47 cm hoch und hat in der Höhe 
von 35 cm den grössten Durchmesser von 42 cm; der Durchmesser oben 
am Rande beträgt circa 18 cm und am Boden unten circa 20 cm. 
Weder Verzierungen noch Henkel. 

Ausser verbrannten Gebeinen nebst unkenntlichen Eisen- und Bronze- 
resten und Holzkohlenstückchen enthielt diese Urne : 

1) Ein zusammengerostetes Conglomerat von Knochen, Eisen- und 
Bronzeresten ; namentlich bronzene Nieten und Rosetten, von denen auch 
einzelne abgelöset lagen. 

2) Viele eiserne Nieten. 

3) Ein 12 cm langes, 3 cm breites Stück Eisen, von unbekannter 
Bestimmung. 

4) Eine eiserne Schnalle, mit Knochen zusammengerostet. 

5) Geschmolzenes Glas, sowie auch 

6) Wohlerhaltene von der Flamme unberührte Scherben eines Ge- 
fässes von sehr dünnem grünlich weissem Glase, darunter zwei vom 
oberen Rande. 

54 und 55. .2. August 1877. 

54. Einige Schritte nordöstlich von dem vorigen liegt ein kleiner 
Hügel, circa 1,70 m hoch und 36 m im Umfang. Derselbe wurde bis 
auf den Urboden ausgegraben, enthielt aber kein Begräbniss. In der 
losen Erde fanden sich hie und da kleine Stückchen von Urnenscherben 


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63 


ind Holzkohlen, welche wahrscheinlich schon beim Aufschütten dazwi- 
cVien gerathen sind. 

55 . Ein ganz flacher Hügel, kaum I m hoch und 25 m im Um- 
ang, einige Schritte östlich von Nr. 53, enthielt im südöstlichen Viertel 
ein ähnliches Urnenbegräbniss wie dieser. Die hartgebrannte Urne, gelb- 
!ich-graubraun mit dunkeln Flecken, ist 40 ’/s cm hoch und hat in der 
lohe von 18 cm den grössten Durchmesser von 41 cm. Der Durch- 
nesser unten beträgt 15 cm, oben 13 cm; doch erweitert sich der Rand 
bis auf 1 5 cm. Weder Verzierungen noch Henkel ; der Thon ist mit 
Steingrus vermengt. Dieselbe enthielt verbrannte Gebeine, worunter 
'/ogelkmochen und andere thierische Ueberreste gemischt sind ; auch an 
der Aussenseite waren Knochenreste angerostet. 

Zwischen den Knochen wurden gefunden: 

1) Mehrere kleine abgesplitterte, stark calcinirte Flintsteine. 

2) Ein 5 cm langer, 9 mm dicker und 19 mm hoher schwarzer 
Flintstein, bearbeitet, mit einer ebenen Unterfläche. 

3) Geschmolzenes Glas. 

4) Zusammengerostete Eisensachen, darunter kenntlich : 

a) ein 1 2 cm langes Messer, an der Griffzunge abgebrochen ; die 
Schneide läuft mit der Griffzunge in gerader Linie fort. 

b) ein hohler eiserner Cylinder, 18 mm im Durchmesser; diente 
vielleicht als Beschlag des Messergriffs, zu welchem auch die 
angerosteten beiden flachen Knochenstücke gehören dürften. 

c) eine 7 Vs cm lange Pfeilspitze mit ca. 2 cm breitem Blatte. 

d) mehrere Nieten. 

e) ein 12 cm langes Stück von unbekannter Bestimmung. 

5) Ein ähnliches Conglomerat von Eisensachen, darunter eine 63 
mm lange Pfeilspitze mit ca. 20 mm breitem flachem Blatte, einige 
Nieten und Ueberreste einer Kette. 

6) Eiserne Pfeilspitze, ähnlich wie die vorigen, lang 77 mm, das 
Ende des Dorns abgebrochen, 

7) Neun eiserne Nieten, von denen drei das untere Gegenblech 
haben und vier am unteren Ende umgebogen sind ; eine davon scheint 
tait Bronzeblech belegt zu sein. An der einen Niete ist eine leichte 
Masse (Thon?), von der Grösse einer Nuss, festgerostet. 

8) Ein kleines unkenntliches Eisenstück, von einem Beschlag? 

9) Eine kleine Bronzeschnalle, an der einen Seite ausgebrochen, 
30 mm breit, 23 mm hoch ; der Dorn ist queer eingekerbt. Mit dem 

aran sitzenden wohlerhaltenen bronzenen Riemenbeschlag. mit zwei 
sieten. 


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56. Oer nordwestliche Munkhoog. 

14. August 1877. 

Der nordwestliche von den drei grossen Munkhoogern ist ca. 3V2 
m hoch und hat circa 61 m im Umfang. Dicht unter der Hügelspitze, 
kaum 7 * m tief, fand sich eine beigesetzte ganz vergangene Urne, welche 
verbrannte menschliche Gebeine nebst einer circa 8 cm langen eisernen 
Nadel, die oben in einen Ring von 8 mm Durchmesser endigt, enthielt. 
Ausserdem kamen am südwestlichen Abhang dicht unter der Haidenarbe 
die Ueberreste einer zweiten vollständig vergangenen Urne nebst ver- 
brannten Gebeinen zu Tage. 

ln der Tiefe von ca. 1 72 m wurden auf gleicher Grundlage vier 
Steinsetzungen beobachtet, welche in einem unregelmässigen Halbkreise 
und zwar zwei in dem Viertel zwischen Ost und Nord, zwei in dem 
Viertel zwischen Süd und Ost standen und aller Wahrscheinlichkeit nach 
zugleich errichtet sind. In der ersten Steinsetzung, ca. 40 cm hoch und 
2,10 m im Umfang, war zwischen Steinen und Fliesen eine mit einem 
flachen Töpfchen zugedeckte Urne verpackt, worin ausser verbrannten 
Gebeinen 

1) das 10 cm lange Bruchstück einer bronzenen Messerklinge, wo- 
von der untere Theil, 3 cm lang, wie ein Säge gezahnt ist. (Nach der 
gefälligen Analyse des Herrn Professor Ladenburg hieselbst enthält 
das Stück 93 pCt. Kupfer, I pCt. Zinn, ausserdem etwas Eisen und 
Blei.) 

2) Das 22 mm lange Bruchstück eines bronzenen Pfriemens 
gefunden wurden. Die Urne ist 20 cm hoch und hat in der Höhe von 
14 cm den grössten Durchmesser von ca. 18 cm; der Durchmesser un- 
ten beträgt 8 cm, oben ca. 14 cm; vom Rande 6 cm abwärts zwei 
schwach markirte Knöpfe. Die Mündung des Töpfchens, das als Deckel 
diente, ist 14 cm weit. 

Der zweite Steinbau war von länglicher Form, ca. 40 cm breit 
und 70 cm lang. Oben zwischen den Steinen wurde eine in fünf Stücke 
zerbrochene bronzene Pincette, ohne Ornamente, 42 mm lang, unten 1 1 
mm breit, nebst (zwei) Fragmenten von einem Handgriff (?) aus ver- 
kieseltem Holz gefunden. Weiter enthielt der Steinhaufen durchaus Nichts. 

In den beiden anderen Steinsetzungen von ähnlichen Dimensionen 
standen je ein, mit einem flachen Steine zugedecktes Thongefäss; das 
eine topflormig, das andere krugförmig mit gerade aufstehendem 12 cm 
hohen Halse und zwei Oehren am Absatz des Halses. Sie waren gänz- 
lich vergangen und zerfielen, sobald die Steinsetzung abgetragen wurde, 
in viele Stücke. Es ist wohl zu bemerken, dass diese beiden Thonge- 
fässc ausser Sand durchaus Nichts enthielten. 


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65 


Obwohl der Hügel bis auf den Urboden hinunter untersucht wurde, 
fand sich doch keine Spur von einem weiteren Begräbniss in der Tiefe. 
Es bleibt also anzunehmen, dass ursprünglich eine Terrasse aufgeschüttet 
ist, um darauf das gedachte Urnenbegräbniss nebst den drei anderen 
Steinsetzungen, die nicht als Begräbnisse, sondern vermuthlich nur zur 
Aufbewahrung der Grabgeschenke dienen sollten, aufzustellen. Nachdem 
das geschehen, wurde die Kuppe des Hügels darüber aufgebaut. 

57 . 15. August 1877. 

Dieser reichlich 1 '/* m hohe Hügel, ca. 39 m im Umfang, liegt 
einige Schritte südwärts von dem vorigen. Es wurden zuerst die Spuren 
des geschehenen Leichenbrandes, Holzkohlen, rothgebrannter Haidesand 
u. s. w. entdeckt und darauf die Grube, welche zur Aufbewahrung der Urne 
mitten in der Verbrennungsstatte gegraben war. Diese Grube hatte ca. 
35 cm im Durchmesser, und was an verbrannten Gebeinen in der Urne 
nicht Platz gefunden hatte, war neben derselben in die Grube hineinge- 
schüttet. 

Die gelblich-graubraune Urne ist sehr roh gearbeitet und unten 
ganz zugerundet, so dass sie nicht stehen kann S9 ). Die Höhe beträgt 
29 cm; die Mündung ist 15 cm weit; unter dem 2 cm hohen Rande 
verengert sich das Gefäss zunächst etwas, erweitert sich darauf aber bis 
zu dem grössten Durchmesser von 30 cm auf 23 cm Höhe. 

Zwischen den verbrannten Gebeinen fanden sich Rippen eines jungen 
gracilen Thiers. Ausserdem: 

1) Drei kleine Stücke geschmolzenen Glases. 

2) Ein scharfkantiger Flintsplitter, fast blattförmig. 

3) Elin eisernes Messer, lang 1 3 '/* cm, die Schneide mit der Griff- 
zunge in gerader Linie fortlaufend. Daran ist gerostet ein eiserner 8 cm 
langer, 4 cm hoher und bis 1 cm dicker Bügel, welcher unten 2 cm 
weit offen steht. 

4) Ein eisernes Messerchen, 4 V* cm lang und 1 ’/* cm breit; die 
Griffzunge ist ringförmig umgebogen und an die Klinge gelegt. 

5) Ein doppelt zusammengebogenes Stück Bandeisen, lang 9 cm, 
breit 12 mm und 1 mm dick. Daran ist ein Stück eines Beckenknochens 
angerostet. 

6) Eine viereckige eiserne Schnalle, 25 mm lang und 18 mm hoch, 
mit wohlerhaltenem Dorn. 

7) Ein in vier Stücke zerbrochener Eisenbcschlag, 7 mm breit, mit 
Nieten darin, welche 5 mm weit auseinander stehen und in ein 4 mm 
davon abstehendes Gegenblech fassen. 

As ) Dieselbe ist im Schl. -Holst. Museum in einem eisernen Dreifuss aufgestellt. 

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8) Sechs gleichartige Bruchstücke, wahrscheinlich zu demselben 
Object gehörig. 

9) Zu unterst in der Urne lag ein knöcherner Kamm, lang 17 cm, 
hoch in der Mitte 5 cm, an den Enden 3 ‘/a cm. 



mittelst sechs eiserner Nieten zwischen zwei Deckplatten gefasst sind. 
Die obere Deckplatte zeigt am oberen und am unteren Rande eingravirte 
Schrägstriche; die dazwischen liegende Mittelfläche ist durch senkrechte 
Striche in vier Felder getheilt, von denen die inneren resp. zwölf und zehn, 
in zwei Reihen vertheilte eingravirte Kreise mit Mittelpunkt zeigen; die 
äusseren Felder haben das eine vier, das andere fünf nebeneinander- 
stehende concentrische Doppelkreise mit Mittelpunkt. Rücksichtlich der 
Technik ist zu bemerken, dass die Deckplatte schon mit Ornamenten 
versehen war, ehe der Kamm zusammengefügt wurde; dagegen sind die 
Zähne erst nachher eingesägt. 

• 

60 — 64 . 22.-25. August 1877. 

60 . Dieser ca. i'/s m hohe Hügel, 32 m im Umfang liegt in nörd- 
licher Richtung von dem nordwestlichen Munkhoog (Nr. 56). Gleich 
zu Anfang wurden dicht unter der Haidenarbe die Ucberrcstc einer bei- 
gesetzten ganz vergangenen Urne gefunden, welche ausser verbranntem 
Gebein folgende Beigaben enthielt; 

1) Ein eisernes Messerchen, 92 nun lang, wovon 53 nim auf die 
Klinge kommen; die Schneide läuft mit der Griffzungc in gerader Linie 
fort. 

2) Eine eiserne Schnalle, 20111m breit und 18 mm hoch, mit wohl- 
erhaltcnem Dorn und 1 5 mm langem eisernen Ricmenbeschlag. Angc- 
rostet ist eine verschlackte Perle? 

3) Ein 6 cm langer und 8 mm dicker hohler eiserner Cylinder. 

Sonst hat der Hügel, welcher ganz durchwühlt ward, kein weiteres 

Begräbniss enthalten. 

61 . Dieser nordnordöstlich von dem Nordwestlichen Munkhoog 

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(Nr. 56) belcgcnc Hügel war kaum i m hoch und hatte 25 m im Um- 
fang. Bei der Ausgrabung zeigten sich zunächst die Spuren der Ver- 
brennung: rothgebrannter Sand und kleine Holzkohlen, anscheinend von 
Eichenholz. Darauf wurde ein unvollständiger Steinkreis von ca. 1,10 m 
Durchmesser blossgelegt, der aus acht mittelgrossen Blöcken bestand; 
an der Nordnordost-Ecke war eine grössere Lücke, nach .Südsüdwest hin 
war der Zwischenraum für einen einzigen Stein unausgefüllt geblieben. 
Dieser Steinkreis ist erst aufgesetzt, nachdem der Leichenbrand geschehen 
war; denn als die Steine aufgehoben wurden, waren auch unter den- 
selben jene Brandspuren ersichtlich. In der Mitte innerhalb des Kreises 
stand die Urne auf dem Urboden: ein roh gearbeitetes 22 cm hohes und 
an der Mündung 22 cm weites Thongefäss, das einem umgekehrten 
Bienenkorb zu vergleichen ist und an der inneren Wandung die Ansätze 
von zwei einander gegenüberstehenden Handgriffen hat. Die Urne ist 
unten und am Rande roth gebrannt, in der Mitte schwarz berusst. Die- 
selbe enthielt verbrannte Gebeine, worunter Vogelknochen und andere 
thierische Ueberreste gemischt sind ; auch lagen dazwischen grosse Stücke 
Holzkohle, wovon eins mit Spuren des Bohrwurms. Ausserdem an Tod- 
tengeschenken: drei eiserne Nieten, zwei Stücke von einem eisernen Be- 
schlag und etwas verschlacktes Glas von grünlicher Farbe. 

62 . Einige Schritte weiter in derselben nord nordöstlichen Rich- 
tung vom Nordwestlichen Munkhoog (Nr. 56) liegt ein noch niedrigerer 
Hügel, ca. 20 m im Umfang. Bei der Ausgrabung kamen im Sande 
dieses Hügels fast gar keine Steine vor. Die in der Mitte auf dem Ur- 
boden stehende ziemlich rothgebrannte Urne, hoch 23 cm, an der Mün- 
dung 25 cm weit, ist ähnlich wie die aus dem vorigen Hügel, jedoch 
mit etwas ausgebogenem Rande. Zwischen den verbrannten Gebeinen 
fanden sich auch hier Vogelknochen und andere thierische Ueberreste 
sowie Holzkohlen. Ausserdem an Todtengeschenken: ein Eisenfragment 
mit einem Oehr (Kettenglied? oder ein Stück vom Pferdegebiss?) und 
etwas verschlacktes Glas. 

63 . Dieser Hügel, reichlich I m hoch und 30 m im Umfange, 
liegt in nördlicher Richtung von dem Nordwestlichen Munkhoog (Nr. 56), 
zwischen den Hügeln Nr. 62 und Nr. 60. Bei der Ausgrabung wurde 
ein flacher aufgeschichtetcr Haufen von Handsteinen, von ca. 2 in Länge, 
blossgelegt, welcher eine sehr unregelmässige Form hatte: am ehesten 
einem Oval zu vergleichen, an dessen eine Breitseite in nordöstlicher Rich- 
tung eine kurze rechteckige Fortsetzung sich anschlicsst. Die Erwartung, 
dass diese Steinsetzung ein Begräbniss verberge, erwies sich als irrig; 
die Steine wurden sämmtlich weggeräumt und auch der Urboden unter- 
sucht, ohne etwas zu finden. 

5 * 


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64 . Dieser Hügel, ca. I m. hoch und 26 m im Umfang, liegt 
einige Schritte ostwärts von dem nordwestlichen Munkhoog (Nr. 56). 
Wie bei anderen Hügeln derselben Gruppe, wurden hier zuerst Spuren 
des Leichenbrandes, viele Holzkohlen u.s.w. gefunden und darauf die Grube« 
welche zur Aufnahme der Urne mitten in der Verbrennungsstätte ge- 
graben war. Es ist ein kleiner bauchiger, ganz schief gedrückter Topf 
mit rothbrauner Glätte, hoch 17 cm, im Durchmesser unten ca. 7 '/* cm, 
in der Mitte bis 17 cm, oben 13 cm weit, welcher ausser den verbrann- 
ten Gebeinen nur einige Holzkohlen, aber keinerlei Todtengeschenke 
enthielt. 


66 - 69 . 17. und 18. August 1880. 

66. Dieser Hügel, ca. I m hoch und 20 m im Umfang, liegt in 
geringem Abstand südsüdöstlich von Nr. 57. Oben auf der Kuppe, nur 
einen Spatenstich tief, war ein kleines 9 1 /* cm hohes und oben 12 cm 
weites Töpfchen mit rothbrauner Glätte beigesetzt, welches nur wenige 
Knochenreste enthielt. Auch an dem nordwestlichem Abhang fanden 
sich im Erdmantel des Hügels Scherben einer Urne von braungrauer 
Farbe. In der Tiefe, auf dem Urboden, zeigte eine Schicht von calci- 
nirten Knochenresten und Holzkohlen die Stätte des Leichenbrandes, und 
hier in der Mitte war ein Loch zur Aufnahme der Urne gegraben. Der 
13 cm hohe und oben 13 cm weite, dickwandige Topf besteht aus grauem 
Thon, welcher stark mit zerschlagenen Austern- oder Muschelschaalen 
vermengt ist, und ist inwendig von rother, auswendig von graubrauner 
Färbung. Darin lagen zwischen dem verbranntem Gebein : 

1) Verschlacktes Glas. 

2) Ein zusammengebogenes eisernes Messer, 20 cm lang, dessen 
Griffzunge unten umgebogen ist. In der Biegung ist ein Eisenklumpen 
festgerostet; desgleichen an der Aussenseite der Klinge eine 77 mm 
lange eiserne Pincette, an welcher das untere Stück des einen Blattes 
fehlt. 

67 . Dieser ostnordostwärts von Nr. 61 belegene Hügel, von glei- 
chen Dimensionen wie der vorige, enthielt nur eine sog. Brandgrube, 
indem das calcinirte Gebein ohne weiteren Schutz auf der Verbrennungs- 
stätte eingegraben war. Zwischen der losen Erde ward eine Topfscherbe, 
Randstück, gefunden. 

68 . Dieser südöstlich vom Signalhügel belegene Hügel maass 
1 */ 2 m Höhe und 21 m im Umfang. Im südöstlichen Viertel desselben 
war auf der Verbrennungsstätte die Urne eingegraben, an den Seiten 
ringsum mit kleinem Geröll umgeben und oben mit Handsteinen zuge 
deckt. Die iK'/a cm hohe Urne ist roh und dickwandig, mit graubrauner 


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Glatte ; der Durchmesser beträgt unten am Boden 1 1 cm und oben am 
Ran < 3 e 18 cm; der grösste Durchmesser 19 cm auf 13 cm Höhe. Darin 
fanden sich zwischen dem verbranntem Gebein: 

1) Bruchstück einer eisernen Scheide, lang 7 */a cm, breit unten 
t?/» cm, oben 3 '/* cm. 

„ 2) Ein zwei- bis dreimal zusammengebogenes Stück bandförmiges 

Eisen, gegenwärtig 9 cm lang und 2'/s cm breit. 

3) Ein eisernes Messer, woran eine eiserne Schnalle und ein schmä- 
leres Stück bandförmiges Eisen angerostet sind. Von letzterem lagen 
noch einige Bruchstücke besonders, davon das eine mit einer Niete. 

4) Ein 3 ‘/» cm langes Stück Eisen, dick und rundlich, gleich einem 
Griffdorn oder einer Tülle. 

69 . Mitten in diesem südöstlich von Nr. 66 belegenen Hügel, 
hoch 1,15 m und 21 m im Umfang, war auf dem Urboden die Stätte 
des Leichenbrandes, wo sehr grosse Kohlenstücke, Asche und Knochen- 
reste zusammengehäuft lagen. Nach Abräumung derselben zeigte sich, 
nach der Südseite hin, das eingegrabene Loch, in welchem die Urne ca. 
60 cm unterhalb des gewachsenen Bodens stand. Dies 20 cm hohe Thon- 
getäss mit graubrauner Glätte hat auf 1 1 cm Höhe den grössten Durch- 
messer von 21 cm; der Durchmesser oben an der Mündung beträgt 
13 cm, und der etwas nach aussen vorspringende Rand ist 2 cm hoch. 
Darin lag verbranntes Gebein (worunter Kinderzähne?) und 

ein 7,7 cm langes Stück Eisen, breit 1 cm und an dem recht- 
eckigen Durchschnitt des einen Endes 7 mm dick ; das andere Ende 
läuft in eine stumpfe Spitze aus. Ein ca. 2 cm breiter eiserner Ring von 
ungefähr 3 cm Durchmesser ist 2 l /t cm unterhalb der Spitze aufgeschoben 
und hat dazu gedient, eine Holzbeklftdung, wovon noch Spuren vorhanden 
sind, festzuhalten. 


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Uebersieh t, 


Auf der Norderhaide 4, 5, >0-3° lieft 1. 

Nachträge*) . ■ 2 s. 18—21. 

35—43. 65. 81—84 • * » 1—31- 

Bei Westerland 80, 86, 87 . 2 . 32-35. 

Zwischen Tinnum, Keitum und Archsum 1—3. 6-9 . • 1. 

74, 88, 89 . 2 > 35—41. 

Hinter Archsum s», 59 • 2 • 42-47. 

Auf Morsumhaide 9°. 44-49. 75. 77—79 • * • 48—58. 

50—52, 70—73, 76 . 2 » 59—61. 

53—57, 60—64, 66—69 * 2 • 62 — 69. 

31, 32. Auf Sylt * 1 • 38-39- 

85- Die Camerer’schen Bronzen • 2 .31. 

33. 34. Auf Föhr • 1 • viii - xi. 


Die bei den amtlichen Ausgrabungen erworbenen Fundsachen werden im Schleswig- 
Holsteinischen Museum vaterländischer Alterthümcr zu Kiel aufbewahrt und sind 
fiir 1870 — 73 im Katalog der Flensburger Sammlung: F. S. 7483 — 584, 

• 1875 » * * Kieler • K S. 3737 — 5 1 . 

» 1877 » * » » » K. S. 4083—95, 

» 1880 » » * * • * K. S. 4578 — 602 inventarisirt. 

*) S. auch die Abbildung des zweiten Kolkhoogs Nr. 5 auf Tafel 2 zum dritten 
Heft meiner »Vorgeschichtlichen Steindenkmäler in Schleswig - Holstein« (Bericht 34, Kiel 
1874) Seite 7. 

Zu der Notiz über das Bronzegrab bei Kämpen (im 29. Bericht S. 89 — 90) ist nach- 
zutragen, dass Herr Dr. G. Freytag in der Flensburger Norddeutschen Zeitung Nr. 252, 
Beiblatt, vom Jahr 1868 den Verdacht, er habe einen Kessel (eine metallene Schaale Nr. 10) 
aus diesem Grabe fortgeführt, als unbegründet zurückweiset. Er habe darin ausser einigen 
roh zugeschlagenen Feuersteinspitzen (Nr. 6) gefunden einen (steinernen) Hammer, eine 
Speerspitze (Nr. 4) und einen Meissei (Nr. 2?) von Feuerstein, ausserdem Scherben dreier 
Thongcfässe (Nr. 1), ein sehr kleines Stück Bernstein (Nr. 11) und einen sehr oxydirten 
Bronzeknopf (Nr. 8). 


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• J 
Arir' 


Das Schleswig-Holsteinische Museum 

vaterländischer Altertlnimer 

zu Kiel 

beehrt sich, den Bericht über die amtlichen Ausgrabungen auf 
Sylt 1873, 1875, 1877 und 1880 zu übersenden und bittet, unter 
Aussprache verbindlichsten Dankes für die bisher gütigst mit- 
getheilten Druckschriften, auch künftig den literarischen Tausch- 
verkehr fortsetzen zu wollen. 

Bei Ueberreichung gegenwärtiger Publication muss aus- 
drücklich bemerkt werden, dass das erste Heft (Ausgrabungen 
auf Sylt 1870, 1871 und 1872), welches im Verlage der Schwers- 
schen Buchhandlung zu Kiel 1873 erschienen ist, vom Museum 
nicht nachgeliefert werden kann. 

Von den Berichten der Schleswig-Holstein-Lauenburgischen 
Alterthums-Gesellschaft und des Schleswig-Holsteinischen Museums 
sind diesseits nur noch die Nummern 15, 20 , 22, 23, 24, 
26 — 30, 33 — 36 sowie auch Warnstedt’s Ansprache: » Ueber 
Alterthums-Gegenstände« (Kiel 1835) vorräthig. 

Kiel, im Mai 1882. 


Der Direktor: 


H. Handelmann. 




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